Ilka: Herzlich willkommen zu "Von Achtsam bis Zuckerfrei", dem Gesundheitspodcast der Audi BKK. In diesem widmen wir uns einer Vielzahl an Themen, die Körper und Geist betreffen. In unserem Podcast geht es regelmäßig auch um mentale Themen. Ein Thema, was die meisten haben, die ich kenne, ist, den Kopf zu beruhigen. Die Gedanken kreiseln und kreiseln und das ist sowohl hinderlich beim Einschlafen, als auch tagsüber, dass man sich vielleicht nicht auf eine Aufgabe konzentrieren kann. Es gibt wirklich ganz, ganz viele Menschen, die das Problem dieses ruhelosen Geistes haben. Deswegen haben wir schon einmal eine Folge zum Thema Meditation gemacht und auch eine zu Traumreisen. Beide kann ich euch wirklich von Herzen empfehlen. Heute erweitern wir dieses Programm noch um eine dritte Folge mit einem Body Scan. Ein Body Scan ist noch einmal etwas anderes. Es führt aber auch dazu, dass euer Geist beruhigt wird, ihr danach zum Beispiel besser schlafen könnt oder euch besser konzentrieren könnt. Deswegen würde ich sagen, wir fangen gleich einmal an. Es gibt wieder einen kurzen Theorieteil. Der ist aber wirklich ganz kurz und knackig. Dann kommt auch schon der Mitmachteil, den ihr in einer separaten Folge bekommt, damit ihr das direkt immer wieder anhören könnt, wenn ihr mitmachen wollt, ohne vorher die Theorie hören zu müssen. Alles klar? Dann geht es los. Als Expertin begrüße ich heute Anna Hahn von Meditationsliebe. Sie ist sowohl Yoga- als auch Meditationslehrerin und wird euch heute durch die Praxis führen. Hallo Anna. Schön, dass du hier bist.
Anna: Hallo Ilka, ich freue mich sehr, dass ich da sein darf. Vielen Dank für die Einladung.
Ilka: In der Vorbereitung ist mir aufgefallen, dass es so viele Begriffe gibt. Es gibt Meditationen und Entspannungsreisen. Dann gibt es Hypnose und jetzt machen wir einen Bodyscan. Kannst du bitte einmal kurz zusammenfassen, was der Unterschied ist?
Anna: Das ist tatsächlich eine sehr, sehr gute Frage, Ilka. Ich glaube, ganz oft wird der Begriff Meditation oder mentales Training ein bisschen als Überbegriff für ganz unterschiedliche Techniken verwendet. Ich muss an der Stelle vielleicht dazusagen, dass ich aus dem Yoga-Bereich komme. Was ich hier an Input und Erklärungen hineingebe, ist auch natürlich ein bisschen daran angelehnt, wie Meditation insbesondere auf Basis der Yogaphilosophie verstanden wird. Da ist es nämlich zum Teil zu anderen Techniken sehr, sehr klar abgegrenzt. Die Frage kam, was der Unterschied ist. Mediation ist im Prinzip eine Technik, die wir praktizieren, um in einen meditativen Zustand zu kommen. Man könnte sagen, mit meditativem Zustand ist ein Zustand von Einheit gemeint. Es ist eine Verbindung von Körper, Geist und Seele. In so einem Zustand haben wir meistens sehr, sehr wenige Gedanken. Man könnte auch sagen, es ist reines Bewusstsein. Das klingt vielleicht sehr fancy und unerreichbar, weil wir so viele Gedanken am Tag haben. Im Buddhismus wird gerne der Begriff Affengeist genutzt. Das heißt, dass der menschliche Geist viel hin- und herspringt und so unstet ist. Genau da setzen bei dem Yoga-Hintergrund Meditationstechniken an. Das bedeutet, dass wir den Geist beruhigen wollen. Meistens geben wir ein Objekt hinein. Das ist ein sogenanntes Fokusobjekt oder auch Meditationsobjekt. Das kann zum Beispiel der Körper sein. Du hast gerade schon Body Scan genannt. Das wäre eine körperzentrierte Meditation. Darauf können wir gerne nachher noch eingehen. Es gibt die Atemmeditation. Diese Techniken unterscheiden sich in diesem Objekt, was wir nutzen und worauf wir uns in der Meditation fokussieren. Wir versuchen, den Fokus auf das Objekt zu halten. Im Yoga gehen wir wirklich über Konzentration. Wir versuchen den Fokus auf ein gewisses Objekt zu halten und versuchen gleichzeitig wahrzunehmen, wenn wir abdriften. Ich weiß nicht, Ilka, wie erfahren du bist, und ob du so etwas in die Richtung schon einmal ausprobiert hast. Aber meistens, wenn wir versuchen, den Atem zu beobachten, dann driftet der Geist plötzlich zum Beispiel zu Geräuschen im Außen oder auch Wahrnehmungen im Körper ab. Plötzlich merken wir, dass wir Hunger haben oder solche Dinge. Das ist sehr spannend. Da weitet sich unser Bewusstsein. Wir werden uns darüber bewusst, dass der Geist nicht mehr fokussiert ist, sondern abdriftet. Wir bringen ihn dann immer wieder zurück. Das heißt, wenn wir Meditation klassisch aus dem Yoga praktizieren, ist ein sehr großer, aktiver Anteil dabei. Wir versuchen uns auf ein Objekt auszurichten, wahrzunehmen, wenn wir abdriften und immer wieder zurückzukommen. Man könnte sagen, so versuchen wir den Geist zu bändigen, um dann irgendwann in diesen Zustand von Meditation zu sinken. Ganz grob gesprochen ist die Definition von Mediation aus dem Yoga-Hintergrund ein Zustand und wir nutzen Techniken, die uns da hinführen. Du nanntest als Beispiel die Traumreisen. Jede mentale Technik hat ihre totalen Vorteile. Da geht es nicht um richtig und falsch oder besser und schlechter. Aber bei Traumreisen ist es oft ein bisschen mehr Berieselung. Wir hören eine Geschichte und gehen mit der Geschichte mit. Aber der aktive Teil ist meistens nicht so ausgeprägt. Es geht bei Traumreisen zum Beispiel oft mehr darum, dass wir eine Entspannung finden oder vielleicht sogar, dass es uns beim Einschlafen hilft. Ich glaube, ich habe gesehen, dass ihr auch eine Traumreise im Podcast habt. Das ist mehr dieser Entspannungsaspekt. Bei Meditation ist es tatsächlich mehr die Geistesbändigung, die im Vordergrund steht, um dann wirklich in so einen Zustand von Einheit zu sinken.
Ilka: Danke für deine Erklärung. Ich habe verstanden, dass eine Meditation mit mehr Arbeit verbunden ist, aber man dafür die tiefere Entspannung erreichen kann. Was ist denn der Vorteil, wenn ich das regelmäßig tue und regelmäßig in diesen Zustand komme?
Anna: Es geht wirklich gar nicht so sehr darum, dass wir uns mit dem Ziel auf das Kissen setzen, unbedingt in einen meditativen Zustand zu sinken. Dann ist vielleicht auch ein bisschen zu viel Wollen dabei. Man spricht manchmal auch von Yin und Yang. Das ist wieder zu viel Yang und zu viel Kontrolle. Vielmehr geht es darum, wirklich auf dem Kissen zu üben. Ich sage jetzt Kissen. Damit meine ich zum Beispiel Meditationskissen. Man übt, den Geist immer mehr anzubinden. Das klingt auch ein bisschen negativ, aber ich finde das Bild von dem Affen, den ich vorher nannte, ganz gut. Das ist dieser Affengeist oder Monkey Mind, wie man das im Buddhismus nennt. Man stellt sich vor, man gibt dem ein bisschen wie eine Banane in die Hand und er wird dadurch ruhiger. Vielleicht kennst du es auch von dir, dass oft, wenn wir uns nicht gut fühlen und vielleicht Leid empfinden, der Geist beteiligt ist. Das gilt auch im Kleinen. Das muss nicht etwas ganz Gravierendes sein. Die Gedanken sind im Durchschnitt oft schon ein bisschen niedrigschwingend. Man sagt auch, wir sind Negativity biased. Wir erinnern uns besser an die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind. Du fragtest, was der größte Vorteil ist. Für mich persönlich ist es, den Geist wirklich aus der Vergangenheit und aus der Zukunft in das Hier und Jetzt zu holen und zu beruhigen. Das heißt, all diese Antizipation, was passieren könnte, aber auch dieser Rückblick, was nicht so gut gelaufen, ist. Man versucht, diese Geisteswellen, Ausschläge und vielen Gedanken etwas herunterzubringen. Es mag sich manchmal nicht so anfühlen, wenn wir auf einem Kissen sitzen, dass wir plötzlich total viel Ruhe empfinden und der Geist ganz ruhig ist. Aber genau deswegen üben wir. Das heißt, es ist nicht unbedingt so, dass du dich hinsetzt und das Gefühl hast, dass ganz viel Ruhe in dir ist und du in diesem meditativen Zustand bist. Das kann sich wirklich ein bisschen nach Arbeit anfühlen und danach, immer wieder den Fokus zurückbringen. Aber das ist wirklich ein schöner positiver Aspekt, den regelmäßige Praxis mit sich bringt, dass wir insgesamt ruhiger werden und auch, ein bisschen Abstand zu lernen. Diese Lücke zwischen dem, dass etwas passiert, ein Eindruck kommt und ich reagiere, wird mit der Zeit weiter. Es gibt uns ein bisschen eine andere innere Haltung, die auf Dinge entsteht, die auch vielleicht im Außen passieren. Das ist eine andere, neue innere Haltung. Das ist gleichmütiger und damit weniger Drama. Weißt du, Ilka, was ich meine?
Ilka: Das verstehe ich total. Ich kenne so viele Leute, die immer wieder sagen: "Meine Gedanken kreiseln total. Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich kann nicht einschlafen". All das sind Situationen, in denen einem dieser klare Geist total viel bringen wird.
Anna: Da gibt es ganz unterschiedliche Techniken wie zum Beispiel auch den Body Scan.
Ilka: Was genau ist nun ein Body Scan?
Anna: Der Body Scan ist eine körperzentrierte Meditationstechnik. Ich hatte schon gesagt, man kann den Fokus auf unterschiedliche Dinge wie zum Beispiel den Atem richten. Im Yoga arbeiten wir viel mit Mantras. Das sind Silben wie zum Beispiel die Silbe "om". Das hast du vielleicht schon einmal gehört, wenn du beim Yoga warst. So gibt es auch Meditationstechniken, die den Fokus auf den Körper richten. Das heißt, beim Body Scan zum Beispiel versuchen wir, die Aufmerksamkeit in bestimmte Körperbereiche zu lenken und den Körper wirklich wahrzunehmen, ohne zu urteilen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt bei der Meditation. Das ist total schwer, weil wir die ganze Zeit in gut und schlecht kategorisieren. Wir haben immer diese Pole oder diese schnelle Kategorisierung. Dafür ist der Geist prädestiniert. Aber wir versuchen, hineinzuspüren und wahrzunehmen, was da ist, ohne vielleicht direkt zu sagen: "Da ist ein Schmerz an der Stelle". Das nennt man auch ein neutrales Beobachten. Wir wandern beim Body Scan durch die Körperteile hindurch und versuchen wirklich mit der Aufmerksamkeit im Körper zu bleiben. Das ist die Technik, wozu es nachher auch die Praxisfolge geben wird.
Ilka: Wie macht man es sich am besten bequem? Lege ich mich? Stelle ich mich? Setze ich mich? Was müssen die Hörenden tun?
Anna: Das ist eine gute Frage. Es ist ganz spannend, Ilka. Ich habe viel darüber gesprochen, dass Meditation eine Übung ist, um den Geist zu bändigen. Normalerweise wird Meditation im Sitzen praktiziert. Natürlich hilft es uns auch, in unserem alltäglichen Leben besser zu schlafen und so weiter. Wir dürfen natürlich Meditation für alles nutzen, wofür sie uns dienlich ist. Aber die Idee dahinter ist mehr die Geistesbeendigung und wir wollen beim Meditieren nicht einschlafen, weswegen wir normalerweise sitzen. Beim Bodyscan ist es ein bisschen anders. Da es eine körperzentrierte Meditation ist und es leichter ist, in den Körper hineinzuspüren, wenn er ein bisschen ausgestreckt und ausgebreitet ist, ist es eine der wenigen Techniken, die man in Rückenlage praktiziert. Wenn die Hörerinnen und Hörer gleich dazu übergehen, wäre meine Empfehlung, es sich bequem zu machen. Das ist zum Beispiel gerne auf der Matte auf dem Boden. Vielleicht hat man zu Hause eine Sport- oder Yogamatte. Man kann sich dafür aber auch ins Bett legen und vielleicht auch eine Decke überlegen. Es kann sein, dass es einem zum Beispiel kalt oder vielleicht auch warm wird. Dann hat man zumindest die Möglichkeit, sich ein bisschen zuzudecken. Das wären meine Empfehlungen. Man kann ausprobieren, ob es angenehm ist, den Kopf wirklich auf den Boden zu legen, also komplett abzulegen, oder ob es angenehmer ist, ein kleines Kissen darunterzulegen. Aber man braucht im Prinzip nichts außer sich selbst. Das ist das Schöne.
Ilka: Das ist super. Dann kann man das wirklich überall machen, auch unterwegs im Hotel. Gibt es irgendwas, was du noch mitgeben möchtest? Gibt es irgendwas, was du findest, das sollte man noch vorher wissen?
Anna: Ich sage immer zu meinen Kursteilnehmern und Kursteilnehmerinnen, sie sollen es einmal mit offenem Herzen und offenen Geist ausprobieren, und schauen, was es mit einem macht. Vielleicht sollte man auch gar nicht so hohe Erwartungen haben, was eine bestimmte Technik sofort im Leben verändert. Man sollte es mit einer offenen inneren Haltung ausprobieren, sich darauf einlassen und schauen, wie kraftvoll sich sowas vielleicht im Leben auswirkt. Vielleicht sollte man auch eine kleine Praxis von zum Beispiel 15 Minuten regelmäßig praktizieren.
Ilka: Das kann ich mir total gut vorstellen. Am Ende ist es so, wie wenn ich einen Spaziergang mache. Da ist es auch nicht so, dass der eine Spaziergang mein Leben verändern wird. Aber wenn ich das immer mache und offen dafür bin, vielleicht auch die schönen Dinge zu sehen, das Funkeln der Sonne oder wie gut mir die Bewegung tut, hat es am Ende trotzdem einen großen Einfluss, glaube ich.
Anna: Total. Dem, was du sagst, stimme ich ganz zu. Ich glaube, es ist immer ein Abwägen. Man spricht im Yoga von den zwei Flügeln. Es ist natürlich ein bisschen die Disziplin, aber gleichzeitig auch die Milde. Nicht jeder Tag ist gleich. Nicht an jedem Tag ist es uns vielleicht möglich, auch was die eigenen Lebensumstände betrifft, total konsequent immer 20 Minuten auf dem Kissen zu verbringen. Da darf man auch eine gewisse Milde einladen. Der andere Flügel ist, wie gesagt, vielleicht doch zu versuchen, ab und zu ein bisschen regelmäßiger zu praktizieren. Das darf sich die Waage halten.
Ilka: Das war auch schon unsere Folge zum Thema Body Scan. Wenn sie dir gefallen hat, würde ich sagen, hüpfe doch direkt zum Mitmachteil hinüber, den du in der nächsten Folge finden kannst, um ihn dir immer wieder losgelöst vom Theorieteil anhören zu können. Berichte uns gerne, wie es dir gefallen hat, indem du den Podcast bewertest, abonnierst und natürlich anderen Leuten davon weitererzählst. Dann heißt es auch bald wieder: "Es ist Zeit für Von Achtsam bis Zuckerfrei, deinem Gesundheitspodcast der Audi BKK".