Selbstschutz vor (Schönheits-)Trends und Idealen.

I: Herzlich willkommen zu "Von Achtsam bis Zuckerfrei", dem Gesundheitspodcast der Audi BKK. In diesem widmen wir uns einer Vielzahl an Themen, die Körper und Geist betreffen. Die dunkle, kalte Jahreszeit kommt und vielen graut es schon davor, ständig wieder krank zu sein. Aber muss das sein? Oder können wir auch etwas tun, um uns wirklich effektiv vor Infekten zu schützen? Das frage ich die studierte Ernährungswissenschaftlerin Brinja Hoffmann. Wir reden darüber, wie Ernährung und andere Dinge einen Einfluss auf unser Immunsystem haben. Hallo liebe Brinja, willkommen in unserem Podcast.

B: Herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, hier zu sein.

I: Wir freuen uns erst. Es ist November. Es ist kalt und grau und wir sind alle ständig erkältet. Ich persönlich hänge auch gerade an der Kita-Eingewöhnung. Ich bin jetzt wahrscheinlich mein Leben lang nur noch krank. Was hat es mit diesem ominösen Immunsystem auf sich? Wie kann ich mein Immunsystem verstehen?

B: Ich fühle das sehr. Ich bin ebenfalls Mama eines Sohnes. Der ist allerdings schon vier. Ich kann mich aber noch sehr, sehr gut an die erste Zeit erinnern, als es auch um das Thema Eingewöhnung ging und wir mit so vielen Erregern konfrontiert waren. Gefühlt war tatsächlich nicht nur mein Sohn ständig krank, sondern ich auch mit. Selbst mich als vermeintliche Fachkraft trifft es. Das ist das Spannende an unserem Immunsystem. So wie du sagst, hört man das immer und auch von unseren Abwehrkräften. Aber was ist das eigentlich? Vielleicht können wir das heute auch nochmal an der ein oder anderen Stelle beleuchten. Es ist uns allen, glaube ich, klar. Das Immunsystem ist natürlich unser Abwehrmechanismus des Körpers und hilft dabei, Krankheitserreger zu bekämpfen oder fremde Substanzen oder schädliche Mikroorganismen zu beseitigen. Dementsprechend hilft natürlich ein intaktes Immunsystem, uns vor Erkrankungen zu schützen. Aber tatsächlich könnten wir sagen, es ist ein hochkomplexes und auch super sensibles Netzwerk, wie du gerade auch selbst merkst, das über unseren gesamten Organismus verteilt ist. Das bedeutet, zum eigentlichen Immunsystem gehören verschiedene Organe, zum Beispiel unser Knochenmark, Milz, Mandeln und die Lymphknoten. Das kennt man vielleicht auch von sich selbst. Wenn man einmal am Hals fühlt, könnten die gerade bei Erkältungserkrankungen oder Grippeerkrankungen auch geschwollen sein. Das ist ein Anzeichen dafür, dass der Körper ganz stark arbeitet. Aber auch spezielle Blutzellen gehören dazu. Ich beschreibe das Immunsystem immer ganz gern so, dass es sich von der Nase bis in den Darm zieht. Alles ist da wirklich aktiv beteiligt. Spannend ist auch, dass wir unsere Abwehrkräfte in einen unspezifischen, angeborenen Teil und einen spezifischen, sprich erworbenen, Anteil unterteilen können. Diese beiden Anteile sind ganz eng miteinander verknüpft und unterstützen sich gegenseitig.

I: Das ist auch spannend, dass es einen angeborenen und einen erworbenen Teil gibt. Das klingt logisch. Darüber habe ich mir aber noch nie Gedanken gemacht. Was da alles dazugehört, ist Wahnsinn. Das ist ein riesiges System. Was macht das dann? Welche Aufgaben hat das Immunsystem?

B: Es ist wirklich ein riesiges System. Man kann sich das schon vorstellen. Die erste Barriere ist unsere Haut alleine durch den Säureschutzmantel. Das ist zum Beispiel für Viren oder Bakterien schon die erste Hürde, um in unseren Körper zu kommen. Das heißt, wenn sich die Haut schon in einem einwandfreien Zustand befindet, ist unser Körper super undurchlässig für jegliche Art von Viren und Bakterien. Man kann sich auch vorstellen, die Mundschleimhaut hilft dabei, dass Erreger nicht unerwünscht eindringen können. Deswegen auch diese Empfehlung, die Hände nicht ständig in den Mund zu stecken. Da sind wir wieder bei den Kindern. Alleine durch eine gute Hygiene, Stichwort Händewaschen et cetera, kann ich natürlich auch schon wieder viel verhindern, dass unser Körper über Schleimhaut mit entsprechenden Erregern in Kontakt kommt. Du hast die Gaumen- und Rachenmandeln. Die kann man ein bisschen als die Türsteher unseres Immunsystems verstehen oder vielleicht eine Art Frühwarnsystem in der Immunabwehr, die helfen, gegen bakterielle oder virale Eindringlinge zu arbeiten. Du siehst, da sind schon ganz, ganz viele erste Anlaufstellen, erste Barrieren oder erste Hürden für Dinge, die im Körper nichts zu suchen haben. Das heißt, unser Körper hat wirklich ein ausgeklügeltes System. Natürlich ist eine der Hauptaufgaben unseres Immunsystems, unseren Körper vor körperfremden Stoffen und Eindringlingen zu schützen, aber natürlich auch vor Infektionen oder Krankheiten. Dementsprechend beseitigt unser Immunsystem schädliche Zellen oder hilft auch, entzündliche Prozesse zu regulieren. Da gibt es durchaus sehr, sehr vielfältige Aufgaben. Vielleicht kennt das auch der ein oder andere Zuhörende. Selbstverständlich kann unser Immunsystem natürlich auch überreagieren oder sich vielleicht sogar selbst bekämpfen. Dann sprechen wir auch von Allergien oder Autoimmunerkrankung. Manchmal wird unser Immunsystem auch überlistet. Das könnten wir formulieren, wenn bestimmte Krebserkrankungen im Körper aktiv sind. Das heißt, manche Erkrankungen unseres Immunsystems lassen sich nicht beeinflussen, andere aber schon. Das spielt gerade bei dem auch von dir angesprochenen Thema Erkältung, Grippe et cetera eine große Rolle, weil da ganz, ganz viel von unserer eigenen, auch körperlichen Verfassung abhängt. Man spricht auch oft von dem Thema Immunschwäche. Das erkenne ich zum Beispiel an klassischen Erkältungsanzeichen, dass ständig die Nase verstopft ist oder ich den Husten nicht loswerde. Das geht bis hin vielleicht zu häufigen Herpesausbrüchen, Zahnfleischentzündungen, Zahnfleischblutungen, Haarausfall oder Hautirritationen. Das sind alles Anzeichen dafür, dass unser Immunsystem aus der Balance geraten ist. Dann wird es natürlich gefährlich in Anführungszeichen für unseren Körper, weil es natürlich für Viren, Bakterien und andere Eindringlinge umso leichter ist, in den Körper zu gelangen.

I: Auf jeden Fall. Das klingt auch sehr einleuchtend. Wenn ich dieses schwache Immunsystem habe, wie kann ich das dann vielleicht wieder aufbauen? Wenn man immer vom Aufbauen oder Stärken des Immunsystems spricht, wie kann ich mir das vorstellen? Werden da die Organe, die daran beteiligt sind, gestärkt oder was passiert da ungefähr?

B: Genau. Ich hatte schon gesagt, dass es zwei große Anteile des Immunsystems gibt. Zunächst, wie gesagt, ist das ein sehr komplexes System. Es gibt ganz, ganz viele Organe, die beteiligt sind. Man muss sich auch vorstellen, dass unser Darm 70 bis 80 Prozent der Immunzellen enthält. Da sitzen sie. Das bedeutet auch, wenn man sich schon einmal gut um seine Darmgesundheit kümmert, dann ist das ein ganz wichtiger Faktor für eine starke Immunabwehr. Dann kommt diese Unterteilung der unspezifischen, angeborenen Abwehr und der im späteren Leben erworbenen Abwehr zum Tragen. Das bedeutet, von Geburt an sind wir mit zwei wichtigen Verteidigungswerkzeugen ausgestattet, den sogenannten Fress- und natürlichen Killerzellen. So wie sie sich anhören, so arbeiten sie auch. Die sind im Rahmen der Verteidigung auf wirklich kleinster Zellebene aktiv. Man kann das ein bisschen mit einer allgemeinen Schutzpolizei vergleichen. Das heißt, sie patrouillieren jederzeit im Körper und gehen grundsätzlich gegen mögliche Gefährder vor. Das können neben Eindringlingen wie Viren und Bakterien zum Beispiel auch entartete Körperzellen sein. Das Stichwort wäre beispielsweise Krebszellen. Das heißt, das passiert ständig und damit kommen wir auch schon zur Welt. Das bedeutet, wenn ich mein Immunsystem beispielsweise unterstütze, um erst gar nicht krank zu werden, muss ich vielleicht an der Stelle ein klein wenig enttäuschen. Es bedeutet nämlich nicht, dass man unbesiegbar wird, sondern dass wir unseren Abwehrkräften, den Immunzellen, dabei helfen, optimal zu funktionieren. Das heißt, wir helfen dabei, dass zum Beispiel diese zwei Zellarten super schnell und sehr effektiv auf mögliche Bedrohungen reagieren können. Das heißt, in der Folge werden wir damit weniger anfällig für Infektionen. Deshalb ist auch ein bisschen die Empfehlung, unser Immunsystem nicht erst zu unterstützen, wenn wir schon krank sind, sondern da ist wirklich das Thema Prävention ganz wichtig. Vorbeugen ist ideal. Aber tatsächlich kann die richtige Hilfe während eines Infekts die Erkrankungsdauer reduzieren. Das heißt, indem wir bestimmte Dinge tun, die unser Immunsystem in seiner Funktion unterstützen, helfen wir einerseits beispielsweise den eigentlichen Immunzellen bei der Verteidigung. Dann gibt es aber auch noch die ganz spezifischen Abwehrmechanismen. Das heißt, die erwerben wir im Laufe unseres Lebens. Das sind wirklich maßgeschneiderte Verteidigungsprozesse, die sich erst in der direkten Auseinandersetzung mit bestimmten Krankheitserregern bilden. Das heißt, da braucht dann unser Körper auch ganz spezifische Dinge. Die können wir ihm tatsächlich optimalerweise über zum Beispiel bestimmte Nahrungsmittel und bestimmte Nahrungsmittel-Inhaltsstoffe geben. Wir können durch eine Stärkung des Immunsystems unser Immunsystem leider nicht unbesiegbar machen. Aber wir können dafür sorgen, dass es wirklich optimal und sehr effektiv funktioniert.

I: Das ist wieder interessant, auch, dass du am Anfang erwähnt hast, dass der Darm so viel des Immunsystems ausmacht. Der Darm ist wirklich ein Wunderwerk, was überall ordentlich mitmischt. Da bin ich immer wieder erstaunt. Was sind diese Dinge, die ich ernährungstechnisch gut tun kann, von denen du gerade schon sprachst? Ich denke jetzt direkt an Obst essen und Vitamin C zu mir nehmen.

B: Genau. Gerade um dieses Thema Immunsystem und Darmgesundheit ranken sich auch viele Mythen. Deswegen habe ich mich auch so gefreut, dass wir heute nochmal über das Thema immunstärkende Ernährung sprechen, um damit ein bisschen aufzuräumen und zu überlegen, was denn wirklich unterstützen kann. Das gilt vor allem nicht erst, wenn man krank ist, sondern man muss schon viel, viel früher damit anfangen. Man kann vielleicht in solchen Hochzeiten, wie du es auch gerade erlebst, wo wirklich gefühlt ständig um einen herum Erkrankungen und Infekte unterwegs sind, nochmal mehr darauf achten. Da kann tatsächlich das Thema Ernährung ein ganz wesentliches sein. Dazu gehört aber auch, auf ausreichend und vor allem erholsamen Schlaf zu achten. Aber auch das Thema Stressmanagement, Emotionsregulation, generell auf den Lebensstil zu achten, ermöglicht wiederum ein Vorbeugen. Es gibt natürlich generell Ursachen eines schwächeren Immunsystems, seien es angeborene Immundefekte oder aber vielleicht auch das Alter. Wir wissen, dass Säuglinge oder jüngere Kinder diese spezifische Immunabwehr erst noch erwerben müssen. Genauso nimmt bei älteren Menschen diese Fähigkeit des Immunsystems ab. Da arbeiten generell die Abwehrkräfte weniger effektiv, wenn wir es so ausdrücken wollen. Das ist so. Aber gerade alles rund um diesen Lebensstil ist ein Faktor, den wir selbst in der Hand haben und wo wirklich echte Prävention möglich ist. Es ist noch gar nicht so lange bekannt, dass ein starkes Immunsystem mit einem starken Darm einhergeht. Aber es freut mich immer, dass das wesentlich mehr Beachtung findet und da auch ein Ansatzpunkt ist. Man muss sich vorstellen, dass bei einem Infekt unser Eiweißbedarf um rund 30 bis 40 Prozent ansteigt. Das heißt, ich brauche pro Tag in etwa 30 Prozent mehr Eiweiß, als wenn dieser Infekt nicht im Körper wäre. So ein einfacher Virus kann sich innerhalb von Stunden milliardenfach im Körper vermehren. Das heißt, es müssen jetzt innerhalb kürzester Zeit vom Körper Millionen Immunzellen zur richtigen Abwehrstrategie zusammengebastelt werden. Dazu braucht es natürlich den Grundbaustein Eiweiß. Das sind Aminosäuren. Wo finden wir die? In der Muskulatur. Das ist ein ganz, ganz großes Problem. Vielleicht haben das die einen oder anderen Person auch schon einmal bei sich selbst bemerkt. Gerade nach einem Infekt oder vielleicht auch nach einer geplanten Operation, wo es sehr ähnlich ist, hat man das Gefühl, man hat das überstanden. Man hat aber auch extrem an Muskelmasse abgebaut, weil genau das passiert. Der Körper holt sich das Baumaterial, was er braucht, aus der Muskulatur. Um einmal eine Vorstellung zu bekommen, was diese 30 Prozent mehr Eiweiß pro Tag heißen, das sind ungefähr 90 Gramm pro Tag. Das entspricht zum Beispiel einer Menge von zwei 250 Gramm Rindersteaks oder zweieinhalb Liter Milch. Das sind so enorme Mengen, was es zum Teil natürlich auch herausfordernd gestalten kann, auf diese Mengen zu kommen. Das heißt aber, im Umkehrschluss kann ein ganz großer Faktor schon sein, wenn ich mich über immunstärkende Ernährung unterhalte, die sehr bewusst eiweißbetont zu gestalten. An der Stelle schon mal ein ganz, ganz großer Tipp. Unsere Immunzellen verwenden einen Brennstoff, nämlich Glutamin. Glutamin ist ein solcher Eiweißbaustein. Es ist eine Aminosäure. Während Erkrankungs- oder Infektzeiten holt der Körper etwa fünf- bis zehnmal so viel von diesem Glutamin aus unserer Muskulatur. Das bedeutet, ich könnte im Umkehrschluss meinen Essalltag sehr glutaminhaltig gestalten und hätte damit unserem Immunsystem schon ganz viel zugespielt, was es zum guten Funktionieren während dieser Infektzeit oder Erkrankungszeit benötigt. Tatsächlich sind glutaminhaltige Nahrungsmittel oftmals eher tierisches Eiweiß. Aber auch verschiedenste pflanzliche Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Hülsenfrüchte, Nüsse, Amaranth, Buchweizen oder Quinoa sind ebenfalls glutaminhaltig. Das wäre schon einmal eine ganz, ganz große Empfehlung, die ich mitgeben kann. Wir haben darüber gesprochen, dass auch ein gesunder Darm für ein gut funktionierendes Immunsystem ganz entscheidend ist. Man kann man sich hier auch einen großen Ansatzpunkt im Essalltag auferlegen. Da gibt es zwei große Bausteine. Das sind einmal die sogenannten Probiotika sowie die Präbiotika. Das sind verschiedene Möglichkeiten, unseren Darm beziehungsweise die im Darm lebenden guten Bakterien, die wiederum auch für die Immunabwehr wichtig sind, zu unterstützen. Die Präbiotika sind wasserlösliche Ballaststoffe. Das heißt, sie können so im Körper nicht verdaut werden. Sie gelangen in unseren Dickdarm und werden dort von den lebenden Bakterien als Nahrung genutzt. Das heißt, wir füttern die guten Darmbakterien entsprechend an. Ihr findet solche präbiotischen Ballaststoffe, diese wasserlöslichen Ballaststoffe, unter anderem in Chicorée, Artischocken, Pastinaken und Zwiebeln. Auch hier nochmal der Hinweis. Warum startet man oft beim Thema Beikost bei Kindern mit Pastinaken? Weil die sehr reich an diesen wasserlöslichen Ballaststoffen sind. Dieses Mikrobiom, die Besiedelung mit verschiedensten guten Darmbakterien, muss sich erst ausbilden. Auch das ist ein Grund, weshalb man sehr jung zum Beispiel mit Pastinaken anfängt, um diese Besiedlung mit guten Darmbakterien zu fördern und damit wiederum ein starkes Immunsystem zu generieren. Das ist auch eine Begründung. Ich hatte gesagt, es gibt noch die Probiotika. Das heißt, das sind lebende Mikroorganismen, die unmittelbar im Darm wirken, konkret zum Beispiel in der Darmschleimhaut. Diese Probiotika siedeln sich im Darm an und werden Teil der eigenen Mikrobiota. Sie unterstützen darüber das Immunsystem im Darm, aber auch im ganzen Körper. Sie können die Barrierefunktion der Darmwand stärken. Das heißt, sie verhindern den Durchtritt unerwünschter Substanzen und Keime. Sie regulieren aber auch die Verdauung und unterstützen die Immunzellen. Es gibt probiotische Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Sauermilchprodukte oder Sauerkraut. Mittlerweile gibt es dafür aber auch einen ganzen Markt von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln. Es gibt inzwischen auch spezielle Nahrungsmittel, die mit Milchsäurebakterien oder Bifidobakterien angereichert werden. Wichtig wäre mir nur, auf eine ausreichend hohe Anzahl probiotischer Bakterien pro Tag in diesen Produkten zu achten. Aber ich kann auch ganz, ganz viel über diese Sauermilchprodukte oder Sauerkraut selbst gestalten, um entsprechend zu unterstützen. Kimchi wäre auch noch ein Faktor, den man mit einrechnen kann. Ganz klassisch ist diese Annahme, mehr Obst und Gemüse zu essen, vor allem Vitamin C, hilft. Oft wird dann auch diese klassische Zitrone oder heiße Zitrone empfohlen. Rote Paprika enthält wesentlich mehr Vitamin C. Das ist ein klassischer Mythos, der sich da noch rankt. Natürlich kann Vitamin C super sinnvoll sein, aber auch da sollte man überlegen, was wirklich Vitamin C liefert. Generell ist es natürlich sehr empfehlenswert, einen bunten Teller zu gestalten und natürlich auch eine Variation an Gemüse und Obstsorten, insbesondere rote, gelbe, orange und grüne Farben, zu haben, weil die entsprechende Immunfaktoren enthalten, die unterstützen können. Aber ich würde gar nicht sagen, es muss unbedingt die Obstsorte oder das Gemüse sein. Wenn du einen entsprechend bunten Teller hast, kann das schon super hilfreich sein. Tatsächlich hätte ich aber einen Toptipp, und zwar ist das Brokkoli beziehungsweise Brokkolisprossen. Brokkoli enthält einen Stoff, das sogenannte Sulforaphan. Der kann unsere natürlichen Killerzellen stärken. Das ist eine ganz, ganz wichtige Immunzellenart zur Abwehr. Die sind in einer höheren Konzentration in den Brokkolisprossen enthalten. Das kann ich tatsächlich auch sehr einfach und praxisnah in meinen Alltag einbauen. Das wäre ein Toptipp, Brokkoli beziehungsweise Brokkolisprossen gerne gerade zu dieser Jahreszeit, wo ständig Viren und Bakterien warten, in den Körper einzudringen, nochmal öfter in den Speiseplan zu integrieren. An der Stelle vielleicht noch der Hinweis, dass alle immunstärkenden Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln hitzelabil sind. Das heißt, wenn ich den Brokkoli wirklich tot koche, dass der mir schon im Mund zerfällt und ich den nicht mehr kauen muss, ist das kontraproduktiv. Dann geht natürlich auch diese stärkende Wirkung der Inhaltsstoffe kaputt. Wenn man das ein bisschen zusammenfassen möchte, könnte man sagen, bei einer immunstärkenden Annäherung sollte man das durchaus pflanzenbetont und so natürlich wie möglich gestalten. Das wäre ganz wichtig. Man sollte daran denken, dass Vitamin C auf jeden Fall sinnvoll ist. Das finden wir aber viel reichhaltiger als in Zitrone in Paprika, Hagebutte oder auch Kiwi. Man sollte Probiotika einsetzen und generell sehr ballaststoffbetont essen. Das sind, wie vorhin schon erwähnt, die Hülsenfrüchte, genauso aber auch Vollkornprodukte, Rosenkohl, Karotte oder Apfel. Man sollte auch hier wieder an den Regenbogen auf dem Teller denken. Es ist aber auch das Thema Vitamin D, gepaart mit ausreichend Bewegung an der Sonne, wenn sie denn in der wunderschön grauen November-, Dezember-Jahreszeit scheint. Was man auch nicht unterschätzen darf, ist der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren. Das kennen wir auch in anderen Zusammenhängen, dass sie generell im Körper für die Gesundheit im Allgemeinen sehr hilfreich sind. Das ist tatsächlich auch noch ein wichtiger Ansatzpunkt beim Thema Immunsystem und Stärken der Abwehrkräfte. Die könnte ich entsprechend natürlich über verschiedene Fischöle aufnehmen, oder wer vegan unterwegs ist, über Algenöl. Das funktioniert genauso. Wenn man zum Beispiel aber auch Leinöl, Walnussöl oder Hanföl ein bisschen in seinem Alltag variiert, dann hat man eine ganz gute Balance, um hier gut zu unterstützen.

I: Danke für die supertollen Informationen und auch die geniale Zusammenfassung am Ende. Ich habe das Gefühl, ich fühle mich jetzt sehr viel besser aufgeklärt, was ich meinem Körper Gutes tun kann. Danke schön.

B: Das wäre schön.

I: Du hast schon ein paar Mythen angesprochen, zum Beispiel, dass Orangen oder Zitronen gar nicht das meiste Vitamin C liefern. Gibt es noch andere Dinge, wo du sagst, das ist ein totaler Mythos? Man hört auch immer wieder, Saunieren oder Hühnerbrühe wird empfohlen. Fällt dir irgendwas ein, wo du sagst: "Das ist leider Quatsch"?

B: Tatsächlich hatte ich auch als einen Punkt, den ich unbedingt nochmal mitgeben wollte, das Thema Hühnerbrühe. Wie schön, dass du ihn ansprichst. Im Prinzip hat es relativ wenig mit der Hühnerbrühe als solcher zu tun, sondern nur, dass Wärme und Flüssigkeit zugeführt werden. Das ist natürlich immer hilfreich, gerade wenn ich schon erkrankt bin. Aber die Idee, dass Hühnerbrühe dabei helfen würde, dass ich überhaupt nicht krank werde, ist tatsächlich leider nicht der Fall. Ich beobachte in den letzten Jahren, dass immer mehr Präparate oder Superfoods auf den Markt kommen. Damit kann man natürlich auch wunderbar Geld verdienen, indem man ein bisschen mit den Hoffnungen oder Ängsten der Menschen spielt. Ich glaube wirklich, dass spätestens seit der Pandemie dieses Thema Immunsystem nochmal viel mehr in den Fokus der Menschen gerückt ist. Ich finde es auch total schön, dass man natürlich überlegt, was man tun kann, um weniger oft und weniger schwer zu erkranken, und es überhaupt von Interesse ist. Tatsächlich muss man sich immer klarmachen, sobald ich Superfoods oder auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel einnehme, nehme ich einzelne Substanzen wahrscheinlich in größeren Mengen zu mir. Das könnte den Körper unter Umständen aus dem Gleichgewicht bringen. Auch ein Superfood allein wird es nicht lösen. Es geht darum, selbst wenn wir über Vitamin C, vielleicht auch Zink oder Vitamin D sprechen, dass im Körper immer alles im Nährstoffverbund wirkt. Sobald ich natürlich einzelne Substanzen oder immunstärkende Stoffe in den Fokus rücke, verfälscht das ein bisschen das Bild. Du hattest eingangs das Thema Ausgewogenheit genannt. Das ist mir auch immer sehr wichtig. Es wäre so einfach und so schön, wenn ich sagen könnte: "Es ist die eine Sache", und dann wären wir alle nie wieder krank. Es ist tatsächlich eine Vielzahl von Dingen, die wir tun können. Das finde ich wiederum sehr hilfreich, weil dann jede und jeder für sich nach seinen zwei, drei Ansatzpunkte schauen kann, um es auch viel individueller zu halten und zu gestalten. Das hat dann schon einen großen Effekt. In Richtung Mythen gedacht wäre es schön, wenn es so einfach wäre. Das eine Nahrungsmittel, das eine Präparat oder die eine Pille ist dann die Lösung. Tatsächlich ist es wie so häufig die Ausgewogenheit. Es gibt eine Großzahl an Ansatzpunkten, die auch ganz viel Handlungsspielraum, Freiheit und Individualität ermöglichen, was ich gerade beim Thema Ernährung so unfassbar wichtig finde.

I: Auf jeden Fall. Würdest du denn sagen, dass es trotzdem grundsätzlich eine gute Idee ist, zum Beispiel ein Multivitaminpräparat zusätzlich zu nehmen? Oder würdest du eher sagen, lieber nach Absprache mit dem Arzt, wenn man zum Beispiel an den eigenen Blutwerten einen Mangel festgestellt hat, aber nicht nach dem Motto: "Es kann nicht schaden"?

B: Ich wähle die juristische Antwort: "Es kommt darauf an". Tatsächlich würde ich generell nicht empfehlen, einfach so ein Multivitaminpräparat einzunehmen, sondern das sehr spezifisch zu machen, um zu schauen, wo ich stehe. Das ist auch wirklich meine persönliche wie fachliche Meinung. Man sollte sich, genauso wie du sagst, vielleicht wirklich eine Übersicht holen. Leider sind das aktuell alles Leistungen, die selbst zu zahlen sind. Das sollte aber wirklich einmal in sich investieren und sagen, ich lasse mir meinen Vitamin- und Mineralstoffstatus geben und schaue mir an, wo ich stehe. Dann kann ich viel zielgerichteter arbeiten, sei es in der Auswahl und der Gestaltung meines Speiseplans, meines Alltags, genauso wie aber auch in der Überlegung, ob es an der einen oder anderen Stelle sinnvoll sein kann, mit verschiedenen Präparaten von Nahrungsergänzungsmitteln zu arbeiten. Ich spreche mich überhaupt nicht gegen den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln oder Präparaten aus, sondern wirklich für einen sehr individuellen und bewussten Einsatz, um für sich zu schauen, was an der Stelle das Richtige ist. Auch da gebe ich nochmal den Hinweis, dass mit Nahrungsergänzungsmitteln immer einzelne Substanzen in größeren Mengen aufgenommen werden. Es gibt keine Wirkung ohne Nebenwirkung beziehungsweise Wechselwirkung. Alles spielt und arbeitet miteinander im Körper. Das darf man tatsächlich nicht unterschätzen. Wenn Zuhörende mit dem Gedanken spielen, Nahrungsergänzungsmittel einzusetzen, würde ich immer empfehlen, diese Präparate sollten kein Fluorid, kein Natrium, kein Chlorid und kein Phosphat enthalten. Das heißt, da spielt auch das Thema Qualität eine ganz, ganz große Rolle.

I: Super. Ganz lieben Dank. Ich würde sagen, wir haben einen tollen Rundumschlag gehört, aber vielleicht hast du noch einen abschließenden Tipp, der untergegangen ist. Oder vielleicht willst du uns noch erzählen, was du machen würdest, wenn du jetzt krank werden würdest.

B: Ich klopfe gleich einmal auf den Tisch hier. Bei Kitazeit und so weiter weiß man nie. Generell würde ich immer empfehlen, so ausgewogen wie möglich gleichzeitig in Verbindung mit dem Thema achtsames Essen. Ich hatte vorhin schon ganz kurz diesen Umgang mit Stress erwähnt. Es ist kurz vor Weihnachten, wo vielleicht auch der Essalltag sowieso mehr mit süßen kleinen Köstlichkeiten gespickt ist. Auch da gibt es natürlich Zutaten und Inhaltsstoffe, die für unsere Immunzellen gar nicht so günstig sind. Das Stichwort wäre Zucker, aber auch Alkohol. Hier sollte man ein bisschen mehr Bewusstsein und Achtsamkeit in seinen Alltag legen, auch wie wir essen und wie wir mit Stress umgehen. Bestenfalls wählen wir nicht die Bewältigungsstrategie Essen. Wichtig ist tatsächlich die Kombination mit regelmäßiger Bewegung. Dann habe ich schon ganz, ganz viel getan, was ich selbst in der Hand habe. Es ist, wie gesagt, für mich immer ein ganz spannender Punkt, wie viel ich da selbst steuern kann. Wenn du mich nach meinem persönlichen Tipp fragst, ist es das Glutamin. Das ist bei mir hier immer zu Hause und tatsächlich in Form eines Nahrungsergänzungsmittels, was wir Erwachsene dann regelmäßig in unseren Essalltag einbauen. Das ist neben dem Thema, dass wir sowieso versuchen, den Alltag möglichst ausgewogen zu gestalten.

I: Ich habe wirklich nochmal einiges dazu gelernt und hoffe, dass wir mit Brinjas Tipps alle super durch den Winter kommen. Ich werde die auf jeden Fall gleich befolgen, um den Rest meiner Erkältung loszuwerden und ich hoffe, dass auch ihr richtig fit bleibt. In einem Monat ist es dann wieder Zeit für "Von Achtsam bis Zuckerfrei", deinem Gesundheitspodcast der Audi BKK. Wenn er dir gefallen hat, abonniere den Podcast, um nichts mehr zu verpassen, und empfehle ihn auch sehr gerne weiter. Bis in einem Monat dann.

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