Schüler: Welche Rollen hat Cybermobbing? Wo finde ich Hilfe?

I: Hallo und herzlich willkommen zu: „Von Achtsam bis Zuckerfrei“, dem Gesundheitspodcast der Audi BKK. Dieser widmet sich in jeder Staffel ganz ausgiebig einem Thema, dieses Mal geht es um Cybermobbing. In der ersten Folge haben wir erklärt, was Cybermobbing ist und welche Rollen es dabei gibt. In dieser zweiten Folge geht es nun speziell um die Schüler:innen und was sie tun können, wenn sie von Cybermobbing betroffen sind. Dazu haben wir vier junge Erwachsene interviewt, die auf den sozialen Medien wie Instagram oder TikTok von ihren eigenen Erfahrungen mit Cybermobbing berichten und sich stark dagegen machen. Ich finde es klasse, dass diese vier Personen ihre Reichweite nutzen, um gegen dieses Thema vorzugehen. Denn leider ist Cybermobbing keine Seltenheit. 19 Prozent der Schüler:innen ab zwölf Jahren haben schon einmal erlebt, dass falsche oder beleidigende Infos über sie digital verbreitet wurden. Das hat eine JIM Studie aus dem Jahr 2018 ergeben. 24 Prozent haben im Bekanntenkreis mitbekommen, dass jemand per Smartphone oder online fertig gemacht wurde. Und elf Prozent haben sogar selbst erlebt, dass von ihnen peinliche oder beleidigende Fotos oder Videos verbreitet wurden. Unser erster Gast ist Jay. Sie ist 25 Jahre alt und sehr aktiv auf TikTok, YouTube und Instagram. Die nächsten Personen stellen sich jetzt einmal kurz selber vor. Weiter geht es mit Joshy.

B2: Hallo, ich bin Joshy und 21 Jahre alt. Ich bin ein sehr, sehr offener Mensch beziehungsweise versuche es auf jeden Fall, offen zu sein. Mir wurde früher immer gesagt, dass ich alles in mich hineinfresse. Und, na ja, irgendwann habe ich dann eben angefangen mal zu hinterfragen, wieso ich das tue und bin dann auf die Plattform YouTube gestoßen. Dort habe ich dann tatsächlich meine absolute Liebe zum Videoschnitt gefunden, um eben auch meine Gedanken zu teilen.

I: Als nächstes ist Cindy an der Reihe.

B3: Hey, mein Name ist Cindy Klink, ich bin 23 Jahre alt und seit meinem dritten Lebensjahr fast gehörlos. Ich trage auf beiden Seiten Hörgeräte. Auf der rechten Seite höre ich so gut wie gar nichts mehr, auf der linken Seite geht es noch.

I: Und last but not least kommt noch Viktoria dran.

B4: Hey, ich bin die Vika. Mich kennt man wahrscheinlich von TikTok oder von Instagram. Es hat bei mir eigentlich angefangen, dass ich über solche Themen spreche, auch unter anderem über Mental Health, indem ich über meine frühere Essstörung reden wollte.

I: Jetzt hast du unsere vier wundervollen Gäste ja bereits kennengelernt. Die Reihenfolge ist dabei natürlich nicht wertend gemeint, sondern bezieht sich darauf, wir lange die eigenen Erfahrungen der Personen her sind. Und von genau diesen Erfahrungen werden sie jetzt jeweils kurz berichten.

B1: Ja, also daher, dass ich 25 Jahre bin und ohne Smartphone aufgewachsen bin, war es bei mir tatsächlich eher Schulmobbing, was bei mir präsent war. Ich wurde fünf Jahre lang in der Schule gemobbt. Aus diesem Grund habe ich so ungefähr acht, neun Jahre auch tatsächlich unter Depressionen gelitten. Ich wollte teilweise nicht mehr hier sein, also solche Ausmaße hat es dann angenommen bei mir. Und jetzt ist es so, dass ich durch Social Media versuche das, was ich gelernt habe, dann den jungen Menschen da draußen weiter zu geben, die halt jetzt nicht nur in der Schule gemobbt werden, sondern auch online Cybermobbing durchmachen.

B2: Das war eigentlich so, dass irgendwelche Sachen über mich erzählt wurden, die gar nicht stimmten und ich auch gar nicht wusste, warum so etwas überhaupt erzählt wird über mich. Und gerade dadurch haben sich dann irgendwann die Leute gedacht: Nein, mit dem möchte ich nichts zu tun haben! Und dann stand ich eben alleine da.

B3: Meine Geschichte ist dieses Jahr entstanden. Also, ich habe zwar in der Kindheitsphase auch Mobbing erlebt, aber es war nie so gravierend wie über das Internet, über Cybermobbing, dass sie einfach sehr viele Videos über mich hochgeladen haben und erklärten, wie scheiße ich bin, dass ich dumm bin und keine Ahnung habe. Also, es ging dabei um diese Maskenpflicht Aktion. Ich stand bei einem meiner Videos vor der Kamera und habe erklärt, wie schlimm das für mich ist mit der Maskenpflicht. Denn wenn jeder eine Maske trägt, dann verstehe ich niemanden und das ist eben die traurige Wirklichkeit: Wenn jeder eine Maske trägt, dann verstehe ich wirklich niemanden, alleine weil ich aufgrund meiner Hörbehinderung total auf das Mundbild fokussiert bin. Und hierdurch ist dann Cybermobbing entstanden. Und das nicht nur durch Leute, die überhaupt keine Ahnung haben was es bedeutet hörgeschädigt zu sein, sondern auch unter anderem von hörgeschädigten Leuten. Da habe ich einige Kommentare zu lesen und zu sehen bekommen, dass ich dumm bin, dass ich keine Ahnung habe, dass ich gar nicht gehörlos bin und dass ich mich nicht als gehörlos bezeichnen darf. Weil ich ja spreche, wenn ich gehörlos sein möchte, sollte ich aufhören zu sprechen. Da sind auch Videos über mich gepostet worden. Ich habe irgendwann aufgehört zu gucken, irgendwann aufgehört mir diese Videos anzuschauen, obwohl der Reiz da war. Aber auch nicht nur von dieser Gemeinde, sondern auch halt von Leuten, die überhaupt gar keine Ahnung haben, was es bedeutet hörbehindert zu sein.

I: Bevor wir zu Vica kommen, kurz der Hinweis, dass sie es selbst nicht bei sich erlebt hat, aber andere in diesem Prozess begleitet hat.

B4: Also ich habe nicht Cybermobbing selber erfahren, also erfahren, dass mich jemand gemobbt hat, sondern ich habe es eigentlich eher im Umkreis mitbekommen. Deswegen bin ich sozusagen der Bystander, das habe ich durch die Audi BKK auch gelernt, dass ich damit als Bystander gelte. Und das Problem war einfach, dass man das nicht so wirklich mitbekommen hat, wenn man da nicht selbst betroffen war. Wir hatten jedoch ein Mädchen in der Klasse, das wirklich sehr stark, offen auch, gemobbt wurde. Das war für sie eine sehr schwere Zeit und sie steckte wirklich sehr tief in dieser Opferrolle drin und konnte auch nicht für sich einstehen. Auch die Lehrer haben irgendwie nichts dagegen gemacht, beziehungsweise haben die Leute einfach nur ermahnt, die irgendetwas Böses gegen sie gemacht haben. Aber es wurde nie wirklich irgendetwas gemacht, was die Situation tatsächlich ändern würde. Ich habe auch mal eine Umfrage auf Instagram gemacht und einfach Leute aufgefordert, dass sie mir ihre Geschichten schicken und mir erzählen, was sie erlebt haben mit Mobbing oder Cybermobbing unter anderem. Und ich habe wirklich noch nie so viele Nachrichten bekommen von den ganzen Leuten, das war wirklich sehr krass zu hören, also es war sehr schwierig da zuzuhören. Denn es sind einfach Leben und die Taten sind mit nichts zu entschuldigen sind, weil das Leben von Menschen dadurch erschwert wird.

I: Man sieht also, Cybermobbing kann sehr vielfältig sein. Aber was wird denn allgemein empfohlen, um das zu verhindern? Einerseits solltest du sehr vorsichtig mit deinen Daten sein und so wenig wie möglich von dir im Internet preisgeben. Nutze außerdem sichere Passwörter, um zu verhindern, dass andere deinen Account übernehmen. Wenn du dir die nicht alle merken kannst, gibt es dafür zum Beispiel Handy Apps für die Passwortverwaltung, wo du für jede Seite ein sehr sicheres Passwort festlegen kannst und dort speicherst. Dann musst du dir nicht alles merken und es bleibt trotzdem sicher. Stelle deine Profile, wenn möglich, auf privat und nimm nur Anfragen von Menschen an, die du persönlich kennst und zu deinen Freunden zählst. Auch wenn ich ein Fan von Offenheit bin: Vermeide es lieber in sozialen Netzwerken über deine persönlichen Probleme zu reden. Das macht dich nämlich angreifbar. Besprich das lieber mit deinen Freunden persönlich. Überlege dir gut, was du postest und prüfe, ob sich andere dadurch verletzt fühlen könnten. Diese Tipps sollen verhindern, dass Cybermobbing überhaupt entsteht. Wenn es aber doch dazu kommt, gibt es natürlich einige Dinge, die man beachten kann, um den Verlauf schnellstmöglich zu beenden. Hören wir mal, was unsere vier Gäste damals so erlebt haben.

B1: Also bei mir war es so: Professionelle Hilfe habe ich auch teilweise in Anspruch genommen, also ich war hin und wieder beim Psychologen und ich finde, es ist immer eine gute Sache, von außen einfach mal einen Blickwinkel auf die Sache zu bekommen. Und dir einfach mal etwas dazu anzuhören. Denn wenn du so da drin verfangen bist, dann hast du teilweise gar nicht so den klaren Durchblick. Aber was mir tatsächlich am meisten geholfen hat, war hinaus in die Natur zu gehen. Einfach einmal Zeit außerhalb des ganzen Trubels sozusagen zu verbringen. Auch das Handy dann mal zuhause zu lassen und da einfach mal eine Weile durchzuatmen. Aber auch auf Social Media selbst habe ich viele Antworten für mich gefunden, bin etwas spiritueller geworden und habe viel über Selbstliebe gelernt. Und das findet man alles online, gerade deshalb ist Social Media auch so ein Supertool und eine super Sache, die man nur richtig für sich verwenden muss.

B2: Ich hatte das Glück, eine megatolle Familie zu haben. Und die stehen immer hinter mir. Irgendwann kam dann tatsächlich mein bester Freund in meine Klasse und dadurch hat sich irgendwie alles komplett geändert. Die Leute verstanden plötzlich: Hey, Joshy ist ein ganz anderer Typ. Mit dem kann man cool reden und so. Und vorher haben sie alle gesagt: Nein, der erzählt irgendeinen Müll und lästert über andere. Dabei war das gar nicht Thema, also, ich habe das nie gemacht. Aber die Leute haben das wirklich geglaubt, dass ich da irgendwie über andere herziehe und so. Und wirklich, als mein bester Freund dann in meine Klasse kam, das hat mir damals sozusagen den Arsch gerettet (lacht), wenn man das so sagen kann. Ja, und dann wurde das immer größer. Ich wurde von einem Menschen, der eigentlich immer alleine auf dem Schulhof stand zu einer Person, die plötzlich jeder kannte auf der Schule und alle wollten immer in den Pausen mit mir quatschen. Und ich würde sagen, wirklich, die Sache die so sehr geholfen hat, war auf jeden Fall mein bester Freund, der mich dann irgendwie so ein bisschen rausgeboxt hat. Und natürlich einfach meine offene Art eben. Also, mich hat das nicht so ganz angegriffen, dass man über mich sagt. Weil ich ja selber wusste, dass es so nicht ist. Und deswegen habe ich das alles nicht so ernst genommen. Das war jetzt bei mir nicht so kritisch, dass ich nicht mehr in die Schule gehen wollte oder so. Sondern ich habe mich einfach unwohl gefühlt, ich war alleine. Aber irgendwie lerne ich auch in dieser Zeit, dass alleine sein auch nicht immer schlimm ist. Und habe das auch tatsächlich teilweise ein bisschen lieben gelernt, einfach mal über mich selber nachzudenken und meine Ruhe zu haben. Aber auf jeden Fall, um es auf den Punkt zu bringen: Mein bester Freund hat mich dann damals irgendwie da rausgeboxt, aus dieser Alleinsein Phase und auf jeden Fall auch meine Familie.

B3: Auf jeden Fall mich abzulenken, mich mit Freunden darüber zu unterhalten, obwohl viele gesagt haben, ich soll nicht darüber reden, ich soll mich ablenken. Aber es war eben für mich wichtig, die Meinung anderer zu hören. Ob die es befürworten oder nicht. Es war für mich wichtig, die Bestätigung zu bekommen: Was derjenige da schreibt, das ist einfach nur purer Bullshit. Es hat mich richtig runtergezogen, ich war richtig in einer Down Phase. Ich habe ja so oder so schon Depressionen und das hat das Ganze einfach nur noch verschlimmert. Ich habe Panikattacken bekommen, von einer zur nächsten. Und ich wollte einfach nur noch einschlafen und gar nicht mehr aufwachen. Ich habe mich unverstanden gefühlt, aber mich mit den Menschen zu unterhalten, die mir was bedeuten und die mich verstehen, war mir wichtig. Ich habe auch ganz viele Nachrichten bekommen, dass viele mir einfach dankbar sind, dass ich dieses Thema angesprochen habe.

B4: Also meine beste Freundin und ich, wir haben dieses Mädchen irgendwann mal aufgenommen, das war ungefähr sechste oder siebte Klasse, und haben dann einfach mit ihr etwas unternommen. Wir sind mit ihr ausgegangen und waren, zumindest in der Schule, immer bei ihr. Ich hoffe, das hat ihr geholfen. Ich glaube, es hat ihr auch geholfen, dass sie nicht immer alleine sein musste. Und dass sie sozusagen auch mal jemanden hatte, mit dem sie über etwas reden konnte. Allerdings muss ich sagen, dass sie nicht oft darüber geredet hat, dass es ihr in der Schule schlecht geht, was ich aber denke. Also, ich glaube nicht, dass ihre Schulzeit jetzt die beste war.

I: Zunächst mal ein herzliches Dank an unsere vier Gäste, dass sie ihre Geschichte geteilt haben, um anderen Mut zu machen. Wenn du von Mobbing betroffen bist, gibt es verschiedene Dinge, die du beachten kannst. Ganz wichtig: Du musst da nicht alleine durch! Du kannst da auch wirklich nichts für. Vertraue dich anderen an und wehre dich. Gute Ansprechpartner:innen können zum Beispiel deine Eltern und Lehrer sein. Aber sprich vor allem mit den Leuten, bei denen es sich für dich richtig anfühlt und du das Gefühl hast, dass sie dir helfen können. Dokumentiere, mache Screenshots, schreibe Erlebnisse auf und merke dir, wann sie passiert sind. Denn man weiß nie, wie schlimm es wird. Und für den Fall der Fälle, dass man vielleicht mal mit der Polizei reden muss, hilft das ungemein. Melde das Mobbing dem Anbieter des sozialen Netzwerkes. Also wenn du unter deinem Bild einen Kommentar bekommst, der verletzend ist oder eine persönliche Nachricht, wie auch immer, dann melde diesen Account. Reagiere nicht auf Beleidigungen und setze die Mobber auf die Ignorier Liste. Du musst dir das nicht gefallen lassen. Blockiere und ignoriere die Leute. Betrachte dein Profil als dein Haus. Wenn sich dort jemand schlecht benimmt, würdest du die Person ja auch herauswerfen. Falls Bilder oder Videos von dir im Umlauf sind: Lasse diese löschen. Und wenn es ganz schlimm wird, erstatte Anzeige bei der Polizei. Hören wir mal rein, was sich unsere vier Gäste damals gewünscht hätten.

B1: Also bei mir war es tatsächlich der Wunsch nach emotionalem Beistand. Ich habe mich sehr alleine gefühlt, hatte keine Freunde. Bei mir war es teilweise so hart, dass ich angefangen habe, mit den Postern an der Wand meines Zimmers zu reden. Weil einfach niemand da war, weil es irgendwie keiner verstanden hat. Und deswegen ist Beistand immer eine super Sache. Und auch wenn man dann, zum Beispiel für Betroffene, wenn man nicht weiß, wie man jetzt damit umgehen soll oder für jemanden da sein soll, dann vielleicht einfach fragen: Hey, wie kann ich dir jetzt am besten helfen? Ich sehe, dir geht es nicht so gut. Und ich denke, dann bekommt man schon die richtigen Antworten. Aber für mich war es auf jeden Fall emotionaler Beistand, der mir fehlte.

B2: Also in meiner Geschichte würde ich auf jeden Fall sagen: Ich hätte es toll gefunden, wenn die anderen Schüler einfach mal darüber nachgedacht hätten, ob das überhaupt stimmt was da über mich erzählt wird. Und ob das überhaupt Sinn macht, dafür einen Menschen komplett auszugrenzen aus den Freundeskreisen. Die Lehrer, also ich glaube, die haben da gar nichts von mitbekommen. Weil das meiste eher so in den Pausen war und in der Klasse fiel das jetzt bei mir nicht so wirklich auf. Und ich habe da auch, ehrlich gesagt, nie etwas drüber gesagt. Also ich bin nie zu einem Lehrer gegangen oder so und habe gesagt: Ja, ich werde hier ausgegrenzt. Wie gesagt, ich habe das eher noch so in mich selber hineingefressen irgendwie, also ich habe da nie drüber gesprochen. Ja, wie gesagt, irgendwann hat sich das aber dann komplett geändert, als mein bester Freund kam und ich ein bisschen älter wurde. Aber ich habe mir auf jeden Fall gewünscht, dass wenigstens einer oder ein paar Klassenkameraden, das mal hinterfragt hätten. Von wegen: Stimmt das wirklich, was Josch da so angeblich macht? Oder ist das nur totaler Müll und es macht gar keinen Sinn, den komplett auszugrenzen?

B3: Ich habe mir damals gewünscht, dass Menschen, die das über mich geschrieben haben, sich bei mir entschuldigen. Ich habe sogar diejenigen, die über mich Videos gedreht haben, persönlich angeschrieben, weil ich ein Gespräch mit denen haben wollte. Einfach nur, um ihre Sichtweise verstehen zu können. Einfach mich mit den Menschen zu unterhalten, die eben anderer Meinung waren. Und man hat in den Videos immer wieder gesagt: Ich wünschte, Cindy würde mal an uns denken, mit uns reden und so. Und diesen Wunsch habe ich mir zu Herzen genommen und habe versucht, einige anzuschreiben und zu sagen: Hey, komm lass uns mal über Skype telefonieren. Aber keiner hat geantwortet. Und das war es, wo ich mir nur dachte: Okay, ihr hetzt über mich, ihr fordert von mir, ich soll mich bei euch melden, mit euch reden. Und dann versuche ich es und nichts kommt zurück.

B4: Also was jeder sich vermutlich wünscht, der mit Cybermobbing oder Mobbing zu tun hatte, ist eben, dass irgendjemand eingeschaltet wird. Dass irgendjemand das einfach mitbekommt und was dagegen tut. Das Problem ist, dass das vermutlich ein bisschen schwierig ist. Weil, auch in Bezug auf dieses Mädchen damals und was meine Follower mir geschrieben haben, die Opfer nicht so gern darüber reden. Und deswegen ist es schwierig, immer für die andere Person zu sprechen, wenn du das schon mitbekommst, weil du ihr ja sozusagen die Privatsphäre raubst: Selber zu entscheiden, wann was gesagt wird. Weil es ja sein kann, dass es jemandem peinlich ist. Ich hatte nicht immer das Gefühl, dass ich in der passenden Rolle dafür bin, um mit anderen darüber zu reden. Weil das ja immer noch so ihre Sache ist, wie sie mit dem Thema umgeht und vielleicht macht es ihr ja überhaupt nichts aus. Es war eben immer schwierig, darüber zu reden und es wurde irgendwie auch nicht darüber geredet. Auch bei vielen meiner Follower ist das genauso, dass sie es einfach ausgehalten und nicht wirklich was dagegen unternommen haben. Niemandem was gesagt haben, weil das vielleicht peinlich war, weil das vielleicht einfach schwierig war, darüber zu reden. Und dann ist es eben immer alles so ein bisschen in Vergessenheit geraten. Und die anderen Leute in der Umgebung haben halt nicht wirklich mitbekommen, was da insgesamt losgeht. Also ich hätte mir halt gewünscht, dass viele Leute das bemerkt hätten und nicht einfach so neutral geblieben wären, sondern irgendetwas dagegen unternommen hätten. Das wünscht sich, glaube ich, jeder. Und auch, dass die Opfer offener damit sind, was ihnen passiert ist. Und dass es ihnen schlecht geht. Ich glaube, wir müssen innerhalb unserer Gesellschaft einfach allgemein drauf schauen, dass es nicht mehr als peinlich angesehen wird, wenn man sagt, dass es einem schlecht geht. Wir sind ja in so einer Leistungsgesellschaft, dass es als irgendetwas schwaches angesehen wird, als irgendetwas schlechtes, wenn man darüber spricht, dass es einem nicht gut geht. Dass man Schwäche zeigt, ist auch nicht als Stärke angesehen, obwohl das eine Stärke ist.

I: Ich habe unsere vier Gäste außerdem gefragt, ob sie heute etwas anders machen würden als damals?

B1: Also bei mir war halt der Fall, dass ich mir Menschen ausgewählt habe, die eigentlich wirklich an mir interessiert waren. Daher, dass ich in der Schule so der Außenseiter eher war und auch mal gemobbt wurde, habe ich immer gedacht: Die Menschen, die dann doch mit dir reden, die haben irgendwie schlimme Absichten oder so etwas. Und habe die Leute tatsächlich weggestoßen von mir. Weil ich einfach so darin verfangen war, dass ich sozusagen keine Freunde verdiene oder halt Leute, die für mich da sind und mich auch wirklich so mögen, wie ich bin. Und das hat es auf jeden Fall für mich schwieriger gemacht. Aber ich habe auf jeden Fall gelernt, dass nicht jeder auf etwas Negatives aus ist, nur weil er mit mir redet oder wie auch immer. Es gibt wirklich gute Menschen da draußen.

B2: Schwer zu sagen. Also ich würde sagen eher nicht. Also klar, ich hätte auf jeden Fall auch damals schon offener sein können. Ich hätte auch einfach mal zu den Lehrern gehen können. Zumal ich teilweise sehr nette Lehrer hatte. Aber an sich tatsächlich nicht. Ich bin, wenn ich selber daran zurückdenke, sehr gut für mich selber damit umgegangen. Also es war jetzt nicht so, dass mich das extrem belastet hat. Ich habe eben, wie gesagt, irgendwie gelernt mit mir alleine zu sein. Ich habe gelernt, auch mal einfach Ruhe zu haben.

B3: Also ich hätte mir gewünscht, ich hätte mir diese Kommentare nicht so zu Herzen genommen. Es ist mir einfach bewusst, dass viele Menschen überhaupt gar nicht wissen, was es bedeutet hörgeschädigt zu sein. Was es bedeutet eigentlich überhaupt abgekapselt zu sein von der Gesellschaft, weil einfach keine Kommunikation vorhanden ist oder vorhanden sein kann. Dass es viele einfach gar nicht wissen. Und viele haben auch nicht die Empathie dafür. Und man sollte es sich gar nicht zu Herzen nehmen. Viele schreiben einfach auch, ohne nachzudenken oder einfach, weil sie jemanden provozieren wollen. Ich wünschte, ich hätte das nicht so nah an mich herangelassen, ich hätte diese Kommentare nicht dauerhaft lesen sollen. Ich hätte schon viel eher mich mit dem Thema auseinandersetzen sollen und mit meinen Freunden von Anfang an darüber reden sollen. Anfangs war es so, ich habe mit niemandem darüber geredet, ich habe gedacht: Okay, das ist deine Sache, du musst damit alleine fertig werden. Bis jemand mal gesagt hat: Hey, du bist da nicht alleine. WIR schaffen das, nicht DU alleine.

B4: Also, wenn ich rückblickend auf die ganze Situation schaue: Ich glaube, ich würde tatsächlich nichts anderes machen, als ich damals gemacht habe. Außer vielleicht mit der Lehrerin zu sprechen. Das hätte ich wahrscheinlich schon getan und gesagt: Hey, das funktioniert nicht so, wie es gerade läuft. Und das Mädchen hat wirklich Nachteile in der Schule und wird halt gemobbt. Sie kommt nicht so gut klar.

I: Wie man aus den Antworten erkennen kann, ist einer der wichtigsten Schritte gegen Cybermobbing also mit anderen darüber zu reden. Du musst da auf gar keinen Fall alleine durch. Aber häufig neigt man dazu, weil man vielleicht sogar eine gewisse Art von Schuldgefühl hat und denkt: Vielleicht habe ich das Mobbing ja verdient, ich bin ja auch wirklich ein bisschen komisch. Oder: Ich bin wirklich ein bisschen so, wie die das immer sagen. Aber das wollen die nur erreichen. Indem sie dir Schuldgefühle machen, machst du es ihnen nämlich leichter. Also öffne dich anderen Leuten und die werden dich dann auf jeden Fall darin bestärken, dass du den Fehler nicht bei dir suchen solltest. Denn Mobbing ist in keinem Fall okay. Einfach kein Handy zu benutzen, ist übrigens auch nicht zu empfehlen. Denn du hast das gleiche Recht wie jeder andere auch bei WhatsApp und in den sozialen Medien aktiv zu sein. Das Problem sind auch hier die Mobber, nicht du. Du darfst dein Leben genauso leben wie alle anderen auch. Du darfst die sozialen Medien nutzen und musst dich nicht vor den Mobbern verstecken. Deshalb ist es in der Regel auch nicht der richtige Weg, die Klasse oder Schule zu wechseln. Vertraue dich lieber Leuten an und ihr werdet gemeinsam einen Weg finden. Ich habe unsere Gäste gefragt, was sie anderen Betroffenen mitgeben würden:

B1: Also, es gibt auf jeden Fall verschiedene Dinge, die ich raten würde. Nummer eins, Wenn Cybermobbing halt wirklich regelmäßig ist und auch immer von denselben Personen ausgeht, es ist ja strafbar! Deswegen auf jeden Fall Screenshots machen von allen Kommentaren, allen Nachrichten, die du bekommst. Die kannst du auch der Polizei tatsächlich weitergeben. Ansonsten eben mit anderen darüber reden. Behalte so etwas niemals für dich. Über Dinge zu reden ist einfach super befreiend. Und dann ist halt der inhaltliche Teil, also der Mindset sozusagen, ein Riesenpart. Und wenn man mich fragt auch auf jeden Fall die Antwort auf Mobbing generell: Wir müssen anfangen Menschen aufzubauen. Ich mache seit sieben Jahren Social Media und ich bekomme so selten tatsächlich Hasskommentare. Und wenn ich so etwas mal bekomme, dann interessiert es mich wirklich gar nicht. Weil ich mich mittlerweile so sehr selbst mag. Es ist sozusagen das, was ich eben schon gesagt habe: Das, was andere zu dir sagen, wie sie zu dir sind, hat eigentlich nichts mit dir zu tun. Und hätte ich das früher verstanden in der Schule, ich glaube, das hätte meinen Weg und meine Schulzeit auf jeden Fall etwas vereinfacht. Weil ich halt alles so sehr persönlich genommen habe, dabei war es das gar nicht. Denn die Leute kannten weder mich noch mein Herz. Und das ist auf jeden Fall meine Empfehlung für jeden, die ich euch mitgeben kann. Ja, das sind sozusagen meine Worte dazu.

B2: Vielleicht kein richtiger Ratschlag, aber mir hilft es generell immer, wenn ich versuche, mich in die Rolle des anderen zu versetzen. Also, es war dann zum Beispiel bei mir so, dass ich versucht habe mir vorzustellen: Warum hacken die auf mir herum, ja? Also warum denken die sich: Ja, wir setzen jetzt irgendwelche Lügen in die Welt. Und das hat mir irgendwie geholfen. Dann habe ich mir so Sachen gesagt wie: Ja, hm, vielleicht haben die es zuhause auch nicht so gut. Ich weiß nicht, vielleicht haben die irgendwelche Probleme mit ihren Eltern oder ihre Geschwister machen sie fertig oder so etwas. Ich habe immer irgendwie versucht, mich in die Rolle des anderen zu versetzen. Auch wenn das natürlich keine Entschuldigung ist, wenn die zuhause irgendwie Probleme haben, dann in der Schule auf anderen rumzuhacken. Das ist natürlich jetzt keine Entschuldigung. Aber ich habe irgendwie immer so ein bisschen versucht, mich in die Rolle des anderen zu versetzen. Also in der Hinsicht auf die Menschen die mich ausgegrenzt haben. Und dadurch habe ich gelernt, besser damit umzugehen. Weil wir alle ja irgendwie unsere Probleme haben und vor allem ja jemand, der auf anderen rumhackt und sie fertig macht, der hat ja dann wahrscheinlich ganz andere Probleme als man selber.

B3: Auf jeden Fall würde ich den anderen mitgeben, sich diese Kommentare nicht zu Herzen zu nehmen. Vor allem, weil es einfach viele Kommentare sind, die totaler Bullshit sind. Und falls wirklich so etwas passiert: Einfach mit jemandem reden. Wirklich. Mit jemandem reden, sagen: Hey, hier bin ich. Ich habe dieses Problem, es tut weh, ich weiß nicht was ich damit machen soll. Ich komme nicht weiter. Einfach reden! Statt alles in sich hineinzufressen, einfach zu denken: Okay, ich bin alleine mit meinem Problem, das ist mein Problem. Viele Freunde kommen auch zu mir und haben ein Problem und wollen meine Meinung dazu hören, wünschen meine Hilfe. Weil die nicht wissen, wie sie in einer Situation weiterkommen können. Und das ist eben dieser Moment, wo es um Geben und Nehmen geht. Auch mit Eltern, egal mit welcher Person, mit der Person, bei der du davon ausgehen kannst, ihr vertrauen zu können. Mit ihr kann man darüber reden. Mit ihm kann man darüber reden. Ich weiß, es ist schwer über seine Gefühle zu reden, aber manchmal muss das gar nicht sein. Manchmal reicht es, einfach nur die Sachlage zu erklären: Wie es ist, vielleicht auch einfach sagen, dass es einen schon emotional aufwühlt. Also ihr müsst eure Gefühle nicht erläutern. Ihr müsst euch nicht dazu rechtfertigen, wieso oder weshalb ihr euch so fühlt. Manchmal ist es auch einfacher, jemandem zu schreiben, anstatt mit ihm zu reden. Das mache ich. Wenn ich nicht reden kann, dann schreibe ich und sage so: Hey, ich muss reden, aber ich kann nicht. Mir wäre schreiben lieber.

B4: Was würde ich allen anderen Betroffenen raten? Also wirklich sofort die Glocke läuten lassen. Wirklich sofort rumschreien: Hey, mir geht es nicht gut! Ich werde hier nicht gut behandelt. Das ist so wichtig! Und ich glaube, dass es weniger Folgen haben könnte, wenn man sofort drüber reden würde. Dass man einfach nur erzählt, vielleicht mit den Eltern, vielleicht mit den Lehrern. Man muss darüber reden. Mit den Eltern der anderen Person, die ein Täter ist, mit den eigenen Eltern, mit den Freunden. Und vielleicht kann man auch zum Schulpsychologen gehen oder so etwas. Und es gibt ja immer Vertrauenslehrer an jeder Schule. Die sollte man wirklich in Anspruch nehmen, viele nehmen sie gar nicht so wahr. Also Schulpsychologen zum Beispiel, die könnten wirklich, wirklich, helfen. Man muss sich nur trauen, darüber zu sprechen. Schlimmer kann es doch sowieso nicht werden. Wenn man ein Mobbing Opfer ist, dann geht es einem doch wirklich sehr schlecht. Bevor man dann noch zögert und darauf wartet, bis es komplett eskaliert, es kann nichts passieren. Es kann wirklich nichts passieren, wenn man einem diese Situation anvertraut und diese Informationen weitergibt. Es kann wirklich allgemein nichts passieren und da braucht man auch überhaupt keine Angst haben. Es ist nun mal ein Problem, wenn jetzt die Eltern einen nicht wahrnehmen mit dem Problem, das man durch das Leben hat. Oder wenn die Freunde das nicht wahrnehmen und nicht als ernst empfinden. Aber es gibt ja immer eine Vertrauensperson, wie gesagt, zum Beispiel der Schulpsychologe. Der ist nicht voreingenommen, der ist komplett neutral. Der wird dir sagen, was Sache ist und was du daraus machen kannst. Der geht mit dir zur Not auch zur Polizei. Und es wird einfach nichts passieren. Es wird einfach nichts passieren, es kann auch nichts Schlechtes passieren, wenn du das jemandem anvertraust. Du bist da nicht alleine mit deinen Problemen. Du musst dann nicht mehr jede Nacht durchheulen, weil du nicht weißt, an wen du dich wenden kannst. Und mit wem du überhaupt reden kannst. Sondern du kannst einfach sagen: Hey, ich habe eine Vertrauensperson. Oder ich habe mehrere Vertrauenspersonen. Und die stehen für mich. Ich bin nicht alleine, ich bin nicht das Problem. Und ich kann da rauskommen. Das würde ich denen wahrscheinlich sagen. Schlimmer kann es sowieso nicht werden, versuche es einfach. Wer keine Hilfe sucht, der wird wahrscheinlich auch größere Probleme in der Zukunft haben.

I: Es ist nicht leicht, für andere einzustehen, wenn man es weiß und das Cybermobbing mitbekommt. Deswegen verraten uns jetzt noch Jay und Joshi ihre Tipps, was man tun kann, wenn man Cybermobbing bei anderen mitbekommt.

B1: Ich finde, das Beste was man machen kann ist, der gemobbten Person sozusagen Beistand zu geben. Ich weiß, viele Leute trauen sich das nicht. Ich habe allerdings auch schon viele coole Kids da draußen kennengelernt, die gesagt haben: Hey, ich habe Mobbing beobachtet oder wie auch immer und bin tatsächlich rein in diese Situation. Egal, ob ich dann mitgemobbt werde oder nicht. Wenn ich sehe, da läuft was nicht so richtig, dann tue ich was dagegen. Also, ich bin auf jeden Fall super froh, dass es auch solche Kids da draußen gibt. Aber, ja, wie gesagt, das hat natürlich auch wieder viel mit der eigenen Welt zu tun. Viele haben Angst davor, dann auch gemobbt und fertig gemacht zu werden. Aber Zusammenhalt ist nun einmal das wichtigste. Wenn wir was auf der Welt ändern wollen, dann müssen wir sozusagen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen. Und ich finde einfach den Zusammenhalt superwichtig. Dass man dann einfach, wenn man es mitbekommen hat und sich auch vielleicht nicht getraut hat, dass man dann trotzdem nochmal hingeht und fragt: Hey, ist alles okay? Dass man zumindest einfach nicht komplett daran vorbeiläuft. Und wenn man aber auch natürlich so jemand ist, mit so einem Selbstbewusstsein, es gehört viel Mut auf jeden Fall dazu, dann auf jeden Fall den Mund aufmachen. Wenn sich irgendetwas nicht gut anfühlt, wenn das, was du siehst dir nicht gefällt, dann sage etwas! Im Moment ist es natürlich dann blöd, wenn man selbst einen blöden Kommentar oder wie auch immer abbekommt, aber du bekommst immer zurück, was du in diese Welt abgibst. Und deswegen, insgesamt: Ich glaube, es lohnt sich immer, sich einzusetzen. Egal für wen oder was. Wenn du einfach das Gefühl hast, das was du da siehst, ist nicht richtig und du solltest was tun. Wenn dir eine Sache Angst macht, wo du gleichzeitig das Gefühl hast, du solltest was tun, dann unternehme definitiv etwas, würde ich sagen.

B2: Also tatsächlich, als diese Zeit dann vorbei war und die meisten mich auf der Schule kannten und ich dann einen normalen Ruf hatte, so in Anführungszeichen und nicht mehr der Ausgegrenzte war, gab es einige in meiner Klasse die wirklich dann auch ausgegrenzt und gemobbt wurden. Und ich habe, weil ich ja selber wusste, wie sich das anfühlt, diese Menschen in meine Clique aufgenommen und habe dann mit denen in der Pause abgehangen und mit meinem besten Freund. Und habe dann mit denen geredet und mich auch teilweise mit ihnen angefreundet. Mit einigen ging es einfach nicht, da waren wir irgendwie nicht auf einer Wellenlänge, aber ich habe es irgendwie geschafft, manche Menschen irgendwie da rauszubekommen aus dieser Ausgrenzschiene. Und das hat mein Freund auch letztens nochmal, wir hatten uns lange Zeit nicht gesehen und saßen zusammen, da hat er mir das nochmal erzählt und meinte: Joshy, kannst du dich noch daran erinnern? Du hast damals irgendwie fast täglich jemanden neu angeschleppt, den wir kennenlernen mussten. Einfach, weil der irgendwie ausgegrenzt wurde und so (lacht). Also, tatsächlich habe ich das absolut mitbekommen, wie andere dann auch ausgegrenzt wurden. Und weil ich genau wusste, wie sich das anfühlte, habe ich dann versucht, genau diesen einen Menschen in meinen Freundeskreis zu holen.

I: Jay und Joshy haben jetzt im Prinzip zwei wichtige Schritte angesprochen: Einmal, dass man sich definitiv auch einmischen kann. Wenn du Mobbing beobachtest und ich weiß, es erfordert sehr, sehr viel Mut, dann ist es immer eine Option, sich dem Mobber wirklich in den Weg zu stellen und zu sagen: Hey, ich finde es nicht gut, was du machst! Häufig kommt dann sogar von anderer Stelle Support, wo du vielleicht gar nicht mit gerechnet hast. Denn viele Menschen finden das nicht gut und sind eher unfreiwillig Bystander. Wenn du mutig bist und den ersten Schritt gehst, kann es diese Menschen animieren, dass sie auch gegen das Mobbing einstehen. Außerdem ist es immer schön, wenn du freundlich zu den Betroffenen bist. Du kannst ja, wenn du dich nicht getraut hast, offen gegen das Mobbing vorzugehen, immerhin nachher eine nette Nachricht an die betroffene Person schreiben. Dich erkundigen, ob es ihr gut geht und ihr zu verstehen geben, dass es nicht ihre Schuld ist und dass sie ein toller Mensch ist. Der dritte Tipp ist, die Täter nicht noch weiter anzufeuern. Wenn du also in einer WhatsApp Gruppe, bei Instagram oder wo auch immer, mitbekommst, dass über andere geredet wird, dass diese gemobbt werden und du dich jedoch noch nicht traust, für diese Person einzustehen, weil das viel Mut erfordert, dann ist es schon mal ein wichtiger Schritt nicht noch aktiv mitzumachen. Feuere die Person nicht an. Lache nicht über ihre Witze. Denn das alles bestärkt den Täter am Ende, weiterzumachen. Zum Schluss haben nochmal alle vier ein starkes Statement gegen Cybermobbing für euch.

B1: Ich glaube wir wissen alle, dass Mobbing nicht gut ist. Dass eigentlich keiner so wirklich dafür ist. Es ist eine sehr negative Sache, die eigentlich niemand braucht. Und deswegen kann ich eigentlich da auch nur was zum Thema Zusammenhalt sagen. Wenn wir etwas verändern wollen, dann müssen wir das auf jeden Fall zusammen tun. Es kann keiner alleine. Aber es fängt trotzdem bei jedem einzelnen da draußen innerlich an, in der eigenen Welt. Deswegen, mein Statement gegen Cybermobbing ist: Zusammen ans Ziel! Sprich darüber, sage etwas, lass es nicht untergehen. Guck nicht weg, sondern hin und sei ein aktiver Teil der Veränderung!

B2: Also ich würde auf jeden Fall, um es kurz zu fassen, jedem ans Herz legen: Auf jeden Fall nicht wegschauen! Denn ich schätze mal, wir alle kennen mindestens eine Person, die irgendwie mal mit dem Thema Mobbing in Kontakt kam, egal ob jetzt Cybermobbing oder in der Schule oder was auch immer. Und einfach wirklich jedem ans Herz zu legen: Schaut nicht weg bei so etwas. Weil, es kann wirklich so schnell gehen, dass wir selber in diese Situation kommen und ich glaube, genau dann würden wir uns einen Menschen wünschen, der einfach mal zu einem kommt und sagt: Wie heißt du eigentlich? Willst du ein bisschen quatschen? So in der Art. Ich schätze mal, das würden wir uns alle in dieser einen Situation wünschen und da sollte man dann auch einfach mal den Mut zusammennehmen und sagen: Komm, ich setze mich jetzt neben diese Person, ich quatsche einfach mal mit der, vielleicht versteht man sich ja. Und teilweise bin ich sogar immer noch mit diesen Menschen befreundet, also, ich habe dadurch echt gute Freunde kennengelernt. Ja, also einfach nicht wegschauen. Dann auch einfach mal etwas tun.

B3: Mein Statement gegen Cybermobbing: Denke nach, bevor du schreibst!

B4: Sprich drüber! Das ist der einzige Tipp, der da irgendwie helfen kann. Und das einzige was man da irgendwie machen kann in dieser Situation. Denn wenn die anderen nichts davon wissen oder nicht mitbekommen, dass es dir schlecht geht aufgrund einer Sache, können sie dir auch nicht helfen. Indem man darüber spricht, verhindert man das Risiko, dass es noch schlimmer wird und noch mehr eskaliert. Und dass es schlimmere psychische oder sogar physische Folgen haben kann. Ich hatte auch sehr viele Followerinnen und Follower, die mir geschrieben haben, dass sie einfach geschlagen wurden, dass da Gewalt angewendet wurde, und zwar üble Gewalt! Also, bevor das alles passiert, einfach das erste was man machen kann: Drüber sprechen! Es gibt ja auch Notrufzentralen für Teenager mit Problemen wie Mobbing zum Beispiel, und andere Stellen, da kann man immer anrufen. Und es gibt immer Menschen, die dir helfen können. Denn das Problem ist nicht neu, man kennt es. Und viele Organisationen kämpfen gegen Cybermobbing und Mobbing insgesamt. Also würde ich sagen: Sprich drüber!

I: Aus den Antworten unserer Interviewgäste wurde klar: Wenn du von Cybermobbing betroffen bist, wende dich an andere. Suche dir vertrauensvolle Ansprechpartner:innen in deinem Freundeskreis oder deiner Familie. Und wenn du Cybermobbing mitbekommst: Gehe auf die Person zu und höre ihr zu! Betroffene erleiden aufgrund enttäuschender Erfahrungen oft einen hohen Vertrauensverlust an ihr soziales Umfeld. Zeige der Person, dass sie dir vertrauen kann und du ihr beistehst. Gemeinsam könnt ihr dann auch professionelle Hilfe dazu holen. Professionelle und vertrauensvolle Hilfe gibt es außerdem, wie ja schon Vika gesagt hat, bei Vertrauenslehrer:innen, Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen. Der Gang zur Polizei oder zum Anwalt sollte definitiv nicht die erste Wahl sein, sondern lieber einer dieser Ansprechpartner:innen. Im Falle von Gesetzesverstößen und Straftaten im Zusammenhang mit Cybermobbing, können die diese Ansprechpartner:innen wie beispielsweise Schulsozialarbeiter:innen bei der Kontaktaufnahme mit Polizei oder anderen Stellen, helfen. Auch hier ist man auf keinen Fall auf sich alleine gestellt. Außerdem möchten wir euch noch ein paar konkrete Notrufzentralen an die Hand geben. Hilfe bietet hier beispielsweise die Cybermobbing Ersthilfe App von Klicksafe. Hier erhältst du nicht nur praktische Tipps und Videos dazu, wie du mit Mobbingsituationen umgehen kannst. Sondern du kannst auch direkt den Kontakt zu Ansprechpartner:innen und Beratungsstellen herstellen. Diese sind beispielsweise: YouPort, das Kinder- und Jugendtelefon oder das Jugend Supportnetzwerk für Hilfe bei Stress im Netz. Doch die App von Klicksafe bietet dir noch viel mehr Vorteile als dir nur die richtigen Ansprechpartner:innen im Ernstfall rauszusuchen. Wenn du die App heruntergeladen hast, wirst du gefragt, welchen Coach du gerne hättest. Zur Auswahl stehen dir Emilia, ein Mädchen und Tom, ein Junge. Und wenn du deinen Coach dann gewählt hast, gehen sie mit dir sechs verschiedene Tipps durch, wie du dich verhalten kannst, wenn du von Mobbing betroffen bist. Das schöne dabei ist, dass es ganz locker und interaktiv aufgebaut ist. Manchmal kannst du Videos sehen, dann werden dir wieder Quellen genannt, wo du dich weiter informieren kannst. Manchmal auch um dich abzulenken. Ich finde, das ist sehr abwechslungsreich und kurzweilig aufgebaut. Und die Macher haben oftmals einen Schritt weitergedacht: So findest du zum Beispiel auch Tutorials, wie du dich überhaupt auf den jeweiligen sozialen Netzwerken abmelden kannst. Wie du dort Menschen blockierst. Häufig ist das gar nicht so ersichtlich, wo in diesen verschachtelten Einstellungen du diese Schritte angehen kannst. Vielleicht weißt du auch nicht, wie du einen Screenshot mit deinem Smartphone machst? Alles das ist in dieser App erklärt und ich finde dafür, auch gerade deshalb, weil sie kostenlos ist, würde ich dir einfach raten: Lade sie dir doch mal runter, du findest sowohl Informationen, wenn du selbst von Cybermobbing bist als auch wenn du ein Bystander bist und zum Helfer werden möchtest. Außerdem kann ich euch die Seite www.sprichdrüber.de, sehr ans Herz legen. Das ist die Seite, die die Audi BKK für diese Cybermobbing Staffel erstellt hat und sie enthält total viele verschiedene Informationen. Genau wie der Podcast ist die Seite unterteilt in einen Bereich für Schüler:innen, Eltern und Lehrer. Die Seite ist sowohl nützlich, um mal kurz etwas nachzuschauen oder den Selbsttest zu machen, ob ihr zu der Kategorie Täter, Betroffene oder Bystander gehört. Aber sie lädt auch ein, wirklich mal länger dort zu stöbern und sich intensiv mit den Inhalten zu befassen. Denn die Audi BKK verlinkt dort einige nützliche Inhalte der digitalen Helden und anderer Seiten. Also, wenn ihr euch intensiv mit dem Thema befassen möchtet, kann ich euch die Seite wirklich nur ans Herz legen. Das war unsere zweite Folge zum Thema Cybermobbing. Wenn es dir gefallen hat und du nichts mehr verpassen möchtest, abonniere unbedingt unseren Kanal. Außerdem würden wir uns sehr über eine Bewertung auf den gängigen Podcast Playern freuen. Die nächste Folge erscheint dann in einem Monat am 15. November. Weitere Infos findest du auf: https://magazin.audibkk.de/familie/was-ist-cybermobbing

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