I: Hallo und herzlich willkommen zu Von Achtsam Bis Zuckerfrei, dem Gesundheits-Podcast der Audi BKK. Dieser widmet sich in jeder Staffel ganz ausgiebig einem Thema, hier: Selbstliebe. Willkommen zur vierten Folge unseres Podcasts. Dieses Mal soll es darum gehen, wie sich eine gute Beziehung zu sich selbst, also Selbstliebe, auf die Beziehung zu anderen auswirkt. Das hat gar nichts miteinander zu tun? Na dann, höre unbedingt mal in diese Folge rein. Denn du wirst sehen, dass, wie wir über uns denken, ganz maßgeblich beeinflusst, wie wir auch mit anderen umgehen. Zuerst erwartet dich ein Interview mit dem Coach Christian Holzhausen. Und anschließend gebe ich dir noch ein paar Tipps, wie ich das für mich so händele. Viel Spaß beim Zuhören! Christian, stell dich doch mal selber vor!
B: Ja, ich bin Christian Holzhausen, und es gibt so einen schönen Spruch, der hat sich über die letzten Jahre geprägt: Ich bin der Anstifter zu mehr Gelassenheit.
I: In diesem Podcast geht es ja in der ersten Staffel um das Thema Selbstliebe und ich habe für mich irgendwann mal erkannt, dass Selbstliebe so eine Art Gelassenheit gegenüber sich selbst ist. So gegenüber seinen eigenen vermeintlichen Makeln und Schwächen. Wie siehst du das?
B: Ja, also ich glaube, Gelassenheit und Selbstliebe haben viel miteinander gemein. Zu Gelassenheit braucht es etwas. Und ich nutze mal nicht den Begriff der Selbstliebe, sondern ich nutze mal bewusst den Begriff der Selbstakzeptanz, quasi zu lernen, mich selbst zu akzeptieren, so wie ich bin. Da sind wir mit der Selbstliebe wieder ganz dicht beieinander. Wenn ich anerkenne, dass all das, was ich tue, ob es die Entscheidung ist: „Ich lass das liegen“ oder: „Ich mache 25 Überstunden“, ich anerkennen darf, dass das in dem Moment, wenn ich diese Entscheidung so treffe, meine beste Option war. Das führt dazu, dass ich mich im Nachgang nicht darüber ärgern muss, mich nicht quälen muss mit Gedanken: „Warum hast du nur?“ und: „Hätte ich mal!“ Ich bekomme einfach einen gelasseneren Umgang mit mir selbst, auf der einen Seite und es hat natürlich auch Auswirkungen auf den Umgang mit anderen Menschen, wenn ich das verinnerliche.
I: Rückblickend ein bisschen netter zu meinem vergangenen Ich zu sein, das könnte ich mir, glaube ich, noch angewöhnen. (Ilka lacht)
B: Hat ja auch was mit dem Thema Selbstliebe zu tun. Das ist ja immer wieder der Fall und beim Coaching habe ich Menschen, die zu mir kommen und sagen: "Ja, aber die Entscheidung war einfach falsch. Hätte ich eine andere Entscheidung getroffen, dann…" Dann gucke ich die an: „Ja, was wäre denn dann? Woher wissen wir denn, dass das wirklich so gekommen wäre?“ Wir können es nicht mehr verändern, wir können die Entscheidung, die wir vor einer Millisekunde getroffen haben, jetzt nicht mehr verändern. Und dann darf ich das akzeptieren als das, was einfach passiert ist. Das heißt nicht, Achtung, das heißt nicht, dass ich A nicht die Verantwortung trage und das heißt auch nicht, dass ich B da den gleichen, möglicherweise in Anführungsstrichen, Fehler noch mal machen muss. Sondern es geht schon dann darum, zu gucken: Okay, das ist jetzt das, was passiert ist. Kann ich mich so akzeptieren, kann ich mich selbst so annehmen und schauen: Wie kann ich es in Zukunft anders tun?
I: Wenn man sich selbst akzeptiert, woran erkennt man das dann deiner Meinung nach?
B: Das ist nicht bei jedem gleich. Ich glaube auch daran, dass Menschen-, dass man es daran merkt, wie sie mit anderen umgehen.
I: Es gibt doch diesen Spruch: Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Das würde somit also unsere Beziehung zu anderen Menschen sehr beeinflussen. Denkst du, da ist was Wahres dran?
B: Ja, definitiv. Ich würde das auf mannigfaltige Kontexte übertragen, also, Kontext im Sinne von: Nur wer sich selbst gut führt, kann andere führen. Nur wer selbst gut für sich ist, kann für andere gut sein. Ich habe mit einer Mama gearbeitet, die hatte drei Kinder. Die hat sich vor ihre Kinder geworfen, die hat sich für ihre Kinder eingesetzt, war aber selber ganz ausgelaugt. Sie hatte das Problem, sie hat gesagt: "Ich habe keine Kraft mehr. Was können wir denn tun? Wie kann ich denn die Kinder noch besser unterstützen?" Da habe ich sie auch nur angeschaut und ihr gesagt: „Das einzige, was du machen kannst, und das ist das, was ich dir ans Herz lege, ist: Guck, dass es dir gut geht. Nur, wenn es dir gut geht, kannst du für andere gut sein. Nur, wenn dein Akku voll ist, kannst du anderen Energie geben.“ Das ist zwar immer so ein Stück weit die Gefahr, dass da so ein egoistischer Ansatz, in Anführungsstrichen, drin gesehen wird. Ja, das ist ein egoistischer Ansatz und das ist ein gesunder egoistischer Ansatz. Weil das für mich nicht heißt, wenn ich für mich da bin, bin ich für andere nicht da. Sondern das heißt für mich im Grunde genommen nur genau das, was ich vorhin gesagt habe: Wenn mein Speicher voll ist, dann habe ich mehr zu geben und dann gebe ich das auch. Ich habe durchaus auch hin und wieder Coachingklienten, die mit so einem Beziehungsthema, auch ein Paarbeziehungsthema, um die Ecke kommen oder auf der Suche nach einer Partnerschaft sind, wo auch eine zentrale Frage ist: „Wie stehst du zu dir selbst? Akzeptierst du dich, liebst du dich so, wie du bist?“ Und da wird es manchmal schwierig. Da zeigt sich, dass auch Liebe, ich sag mal, von anderen zu bekommen, einfach schwieriger wird, wenn ich mich selbst nicht akzeptiere. Im Außen wird das gespiegelt, was ich über mich im Inneren denke.
I: Ja, total. Ich kann das super gut nachvollziehen, weil ich in meiner ersten Beziehung, na ja, ganz groß Klemmer mit dem Thema Selbstliebe hatte. Ich war erstens krampfhaft eifersüchtig, also wirklich ganz extrem eifersüchtig und es war auch einfach keine schöne Beziehung, weil niemand möchte, dass der Partner die eigene Liebe ja auch nicht ernst nimmt. Also, ich sage jetzt mal, der hat mich bestimmt geliebt, ich habe das nur nicht gesehen. Wenn du dir dann immer anhören musst: "Ach Quatsch, ich bin doch die Hässliche“, nach dem Motto, oder: „Ach, du liebst mich doch nicht wirklich." Das ist doch total der Kampf, den du in einer Beziehung nicht kämpfen willst. Du willst doch einfach jemanden lieben und dann nicht immer noch beweisen müssen, dass du die Person wirklich liebst.
B: Da gibt es diese menschlichen Beziehungsbedürfnisse. Das ist das, was du gerade beschreibst, deswegen finde ich das Thema so spannend: Wir Menschen haben das Bedürfnis, ein Beziehungsbedürfnis, nach Geben und dass das Gegebene auch genommen wird. Wie die Konstellation, die du beschrieben hast: Du liebst dich nicht selbst, kannst nicht nehmen, was jemand gibt. Das verletzt den anderen. Das ist natürlich auf einer sehr subtilen Ebene. Also, es sitzt jetzt keiner da und sagt: "Scheiße, jetzt hat sie mich verletzt und die ist so doof zu mir.“ Das wird nicht passieren. Aber das verletzt ja auf einer sehr unbewussten Ebene. Aber da hat es eine ganz, ganz starke Wirkung. Das sorgt dann am Ende dafür, dass der Partner sich dann möglicherweise doch abwendet. Dann ist ja wieder der spannende Aspekt: Vielleicht sitzt dann der verlassene Partner, der sich selbst nicht liebt, da und sagt: "Siehst du, habe ich es doch gesagt!"
I: So selbsterfüllende-prophezeiungsmäßig. (B: Genau.) Wenn ich jetzt bemerke, dass ich Probleme damit habe, mich selbst zu lieben und auch in Beziehungen zu gehen, würdest du mir raten, mich dann Freunden anzuvertrauen?
B: Da bin ich immer so ein bisschen zwiegespalten. Auf der einen Seite sind Gespräche gut, aber jetzt stelle dir folgende Situation vor: Du gehst zu deinem besten Freund, der ja dein bester Freund ist, weil er so ähnlich tickt wie du. Du erzählst deinem besten Freund von einem Thema, was dich echt auf die Palme bringt und der beste Freund sitzt vor dir und sagt: "Ja, das habe ich auch schon erlebt. Und das ist total doof." Ihr redet euch also aneinander hoch. Dann wird dich das nicht weiterbringen. Das ist die Gefahr bei Freunden. So gut wie der persönliche Austausch mit Freunden auch ist, will ich überhaupt gar nicht abtun, ist es sehr wichtig, eine professionelle Unterstützung an der Stelle zu haben. Jemand, der nicht unbedingt kauft, was ich ihm erzähle. Sondern jemand, der mich kritisch hinterfragt und der ein Stück weit auch das Weltbild meines Gegenübers in Frage stellt. Dies kann zum Beispiel ein Coach oder ein Therapeut sein.
I: Hast du aus deiner Arbeit mit den Klienten eine Übung, die du empfehlen kannst, die in den meisten Fällen hilfreich ist?
B: Es gibt eine Übung, ein Ritual, das mache ich mit allen. Das nennt sich Selbstannahme im Problemkontext. Das hat was mit Körperberührung zu tun: In der Herzgegend darf die Person kreisende, streichelnde Bewegungen auf der Haut machen. Das ist quasi ein neurolymphatischer Punkt, der Vertrauen im Gehirn auslöst und da werden andere Neurotransmitter ausgeschüttet. Dazu gibt es eine kleine Affirmation und die fängt an mit: "Ich liebe und akzeptiere mich voll und ganz." Und dann packt man noch etwas dazwischen, keine Ahnung, wenn ich jetzt jemanden habe, der sagt: "Ich habe Angst vor Präsentationen." Dann heißt es: „Ich liebe und akzeptiere mich voll und ganz, auch mit der Angst vor der Präsentation, die ich Moment noch habe. Auch damit liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz.“ Was dadurch passiert, ist, wir haben über Selbstliebe gesprochen und gelassenen Umgang mit sich selbst, dass das dazugehört, sich zu akzeptieren mit dem, wie man ist. Ich gebe eine Idee davon mit, warum das so wichtig ist und warum schon so ein kleines Ritual, was am Ende vielleicht zwei Minuten dauert, einen signifikanten Unterschied macht: Das Problem ist nicht, dass Menschen ein Problem haben, sondern das Problem ist, dass Menschen sich darüber ärgern, dass sie das Problem haben. Und das macht ja erst die Reaktion. Ich kasteie mich dafür. Ein praktisches Beispiel: Der Raucher, der aufhören will zu rauchen. Er ärgert sich darüber, dass er nicht schafft, aufzuhören zu rauchen. In dem Moment, wo er sich darüber ärgert, bekommt dieses Rauchen so viel Energie, dass er nicht aufhören wird. Das kannst du in ganz viele Kontexte ziehen. Der, der mit seiner Frau oder mit seinem Partner, mit seiner Partnerin nicht gut umgeht, der ärgert sich darüber, dass er das tut, und in dem Moment, wo er sich darüber ärgert, behält das Problem Energie und man kann sich nicht verändern. In dem Moment, wo ich über ein Ritual anfange, zu akzeptieren, wie es jetzt im Moment ist, nehme ich die Energie davon, und dann kann sich das verändern. Damit ist es möglicherweise noch nicht weg, aber das was die Klienten plötzlich merken ist: Ich habe Selbststeuerungskompetenz. Ich habe hier was gemacht, habe zwei Sätze gesprochen und schon ändert sich mein Stressempfinden, mein Ärger-Empfinden, mein Traurigkeitsempfinden, was es auch immer ist. Das finde ich an der Stelle so spannend. Da sind wir genau wieder an dem Punkt angelangt, sich selbst zu akzeptieren, sich selbst zu lieben, andere zu akzeptieren, andere zu lieben.
I: Das ist eine schöne Übung. Positive Affirmationen finde ich sehr machtvoll und dann in Kombination mit der Herzmassage, das kannte ich definitiv nicht, werde ich auch mal ausprobieren. Du coachst ja auch im beruflichen Kontext. Bemerkst du denn manchmal, dass die Probleme, wegen denen du vielleicht auch gerufen wirst, dass das nicht die eigentlichen Probleme sind? Also dass das eigentlich persönliche Probleme sind, auch mit sich selbst, die sich dann auf das Miteinander in der Firma beziehen oder auch generell in Menschenansammlungen?
B: Der Mensch ist ein Mensch. Und der Mensch funktioniert oder der bewegt sich in den verschiedensten Kontexten. Alle Kontexte beeinflussen sich in irgendeiner Weise. Jetzt kann es eine Situation sein, die hatte ich mal in einem Gespräch, dass ich gesagt habe: "Weißt du, der Punkt ist doch der folgende: Stell dir vor, du hast Stress im Büro gehabt. Das kann ja mal wirklich sein, dass was Stressiges ist. Und wenn du dich nicht regulieren kannst, wenn du nicht weißt, wie du dich akzeptieren kannst, wie du Situationen auch gelassen nehmen kannst, dann nimmst du das Thema mit nach Hause. Dann kommst du nach Hause, schließt die Tür auf, deine Frau guckt dich an, oder dein Mann, je nachdem, gendermäßig gerne offen lassen. Dein Partner, deine Partnerin guckt dich an und du denkst dir: "Warum guckt denn der oder die mich so schief an?" Vielleicht ist es überhaupt gar nicht so. Dann steigert sich der Stress möglicherweise und ich gehe abends mit einem schlechten Gefühl ins Bett. Dann komme ich am nächsten Morgen wieder ins Büro, habe dieses schlechte Gefühl vom Vorabend und habe dann auch nicht gut geschlafen, weil es vielleicht auch noch einen herberen Wortwechsel gegeben hat. Dann nehme ich das wieder mit ins Büro und der nächste Kollege kommt, der irgendwas von mir will. Der will vielleicht was total Nettes und dann patze ich ihn an, weil ich eigentlich innerlich-.“ Ich glaube, das ist ein Zyklus, das gehört alles ein Stück weit zusammen. Ich will jetzt nicht sagen, das Private ist allein das Schlimme oder das Berufliche. Ich glaube, das ist das Zusammenspiel aus allem. Wir Menschen sind Menschen auf allen Ebenen, immer und zu jeder Zeit. Deswegen ist es so wichtig, mit sich selbst, und da sind wir genau wieder an dem Punkt, mit sich selbst ein Stück mehr ins Reine zu kommen. So ein Stück weit selbst in die eigene innere Kraft zu kommen. In einem meiner Vorträge gibt es ein schönes Bild, das richtet sich mehr in die Richtung Unternehmer, da mache ich gern vier Quadranten auf. In der Mitte der vier Quadranten ist ein kleiner roter Punkt. So fange ich das in der Regel an und dann sage ich: „Okay, wir als Unternehmer oder als Angestellte et cetera, agieren doch in vier großen Feldern. Das eine sind unsere Kunden, das andere sind unsere Mitarbeiter, das nächste sind Anspruchsteller, Institutionen, Finanzamt, Banken et cetera, und das vierte ist die Familie. Und wenn jemand, ich sage mal, nicht gelassen ist, ja, ich nehme mal die Negierung an der Stelle, dann ist der Punkt in der Mitte dieser vier Quadranten relativ klein. Wenn dann die Anspruchsteller aus allen vier Quadranten kommen und an mir ziehen, weil jeder irgendwas von mir will, dann fühle ich mich wie so ein Spielball, der durch die Gegend geschleudert wird. Wenn ich aber anfange, zu lernen, meine Triggerpunkte zu bearbeiten, und da wirklich hinzuarbeiten, zu gucken: Wie kann ich mit mir selbst ins Reine kommen? Wie kann ich an meine Kraft kommen? Wie kann ich an meine Energie kommen? Wie kann ich gelassen mit mir sein und auch mit anderen? Dann wächst dieser Kreis. Die Quadranten bleiben die gleichen, die Anspruchsteller bleiben die gleichen. Aber dann wächst dieser Kreis und je größer der wird, desto weniger kann ich hin und her geschleudert werden, desto besser kann ich in meiner Mitte bleiben.“ Ich glaube, das ist ein Aspekt, der für mich einfach immer wieder so sinnbildlich deutlich macht, warum das so wichtig ist, daran zu arbeiten. Ganz häufig kommen Menschen, die fühlen sich hin und her gerissen, die versuchen, allen gerecht zu werden, die hetzen von einem zu andern, von A nach B, reiben sich daran auf und erzählen: "Mir wächst das alles über den Kopf." Ja, kann ich verstehen. Ich tue das auch nicht ab, aber der Punkt ist, dass das Problem, in Anführungsstrichen, nur zwischen den Ohren sitzt. Das ist das Bild, was ich innerlich habe. Daran können wir arbeiten.
I: Ja. Wirklich, wirklich schön. Ich kann das auch total gut nachvollziehen, weil ich die Situation selbst erlebt habe. Wahrscheinlich hat die schon jeder hundert Mal erlebt, dass man einfach das so irgendwie-, dann hat der was gesagt, da nimmt man es da mit rein und keiner kann was dafür und eigentlich war der Auslöser auch nur so, so winzig, aber es schaukelt sich dann alles hoch. Damit kann sich wahrscheinlich jeder Mensch identifizieren. Wenn du unseren Hörern zum Abschluss etwas mitgeben möchtest, wie sie vielleicht auch dazu beitragen können, dass sie sich selbst ein bisschen besser akzeptieren, und auch dadurch, na ja, schöner in Beziehungen mit anderen umgehen können, was wäre das dann?
B: Ich gebe mal eine Idee mit zum Thema Selbstumgang und auch zum Thema Umgang mit anderen. Wie kann ich Gelassenheit streuen? So will ich es mal sagen. Weil Gelassenheit hat viel mit Vertrauen zu tun. Manche Klienten hassen mich für diese Idee oder diese Übung. Ich sage immer ganz gerne: „Also, der Punkt ist, ich darf anfangen, Dinge zu glauben. Zum Beispiel darf ich anfangen zu glauben, dass ich mich mag, dass ich mich akzeptiere.“ Die einfachste Übung, die es dafür gibt, um sich das selbst zu sagen, ist, sich abends oder morgens, oder vielleicht beide Male vor den Spiegel zu stellen und sich drei, vier Mal tief in die Augen zu schauen und zu sagen: „Ich akzeptiere dich.“ Manche haben ein Problem damit, manche kriegen das nicht über die Lippen, sich anzuschauen und zu sagen: „Ich liebe mich.“ Kriegen die nicht hin. Denen empfehle ich, mit „Ich akzeptiere mich“ anzufangen. „Ich akzeptiere mich so wie ich bin.“ Schaut euch wirklich in die Augen schauen und macht das. Ich gebe da an der Stelle ein Versprechen: Wenn man das täglich macht über zwei, drei Monate, es wird sich etwas verändern, Punkt. Es geht nicht anders, das sickert einfach ins Unbewusste und irgendwann versteht das System: Okay, da ist jetzt jemand, nämlich ich selbst, der mich akzeptiert und der mich liebt. Das ist für den Umgang mit sich selbst. Die zweite Idee-, weil die Frage bekomme ich häufig gestellt: „Wie mache ich das, dass ich Gelassenheit auch in Gespräche transportiere?“ Es gibt einen ganz einfachen Trick. Ich verrate den total gerne. Ich sage mal, normalerweise würde man das als Achtsamkeit beschreiben: Wenn jemand im Gespräch ist, also, wenn zum Beispiel ein Vorgesetzter mit einem Mitarbeiter im Gespräch ist, die Mitarbeiter untereinander, wenn die was zu besprechen haben, sollte man sich in dem Moment auf den Gesprächspartner zu hundert Prozent konzentrieren. Ich glaube, das ist ein Stück weit der Grund, warum der Claim “Anstifter zu Gelassenheit“ bei mir entstanden ist, weil ich immer wieder gespiegelt bekommen habe, dass ich irgendwas anders mache. Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass das genau das ist, was ich tue. Wenn ich in einem Gespräch bin, wie jetzt in unserem Interview, dann könnte neben mir eine Wand einbrechen, dann könnte neben mir, keine Ahnung, das Gerüst umkippen, was draußen steht, es würde mich nicht interessieren, weil wir im Gespräch sind. Das ist es, was beim Gegenüber für Vertrauen sorgt. Dadurch entsteht Vertrauen, dadurch können im Gehirn andere Neurotransmitter ausgeschüttet werden und darüber kann Gelassenheit entstehen. Plötzlich entschleunigt sich alles, in dem Moment, wo Vertrauen eintritt, wo vertrauen kommt, wird es im Gehirn automatisch ruhiger und wir können auch besser denken. An der Stelle ist es dann auch wieder ein Erfolgsfaktor. Also diese beiden Dinge, wirklich für sich selbst zu arbeiten, das ist, womit ich anfangen würde. Vor den Spiegel stellen und sich selbst in die Augen zu schauen und sagen: „Ich vertraue dir, ich liebe dich.“ Und das Zweite ist, in Gesprächssituationen und im Austausch mit anderen wirklich ehrlich und wahrhaftig beim Gegenüber sein.
I: Ich danke dir ganz, ganz dolle für all dein Input. Wenn unsere Hörer mehr über dich erfahren wollen, wo finden sie dich denn dann?
B: Also, sehr gerne bei mir auf der Internetseite vorbeischauen. Es gibt eine, die eher für das Unternehmen, für das Unternehmensangebot ist und eine, die für das Privatangebot ist. Herzlichen Dank, schön, dass ich da sein durfte.
I: Christian hat ja jetzt viel aus professioneller Sicht abgedeckt. Und zum Schluss möchte ich dir jetzt noch ein paar persönliche Ratschläge geben, die ich einfach durch meine eigene Geschichte kennengelernt habe, und weiß, dass ich bestimmt nicht die einzige bin, der es so geht. Zunächst mal das Thema Eifersucht. Eifersucht ist nichts anderes als ein Indiz dafür, dass du dich selbst nicht so akzeptieren kannst, wie du bist und deswegen permanent Angst hast, ausgetauscht zu werden. Eifersucht ist eigentlich ein Problem mit sich selbst. Damit möchte ich natürlich jetzt nicht ekliges Verhalten von Partnern in Schutz nehmen, aber dir als Anregung geben, mal genau zu schauen, warum du diese Gedanken hast. Geht es von einem Gefühl aus, dass du ersetzbar bist? Dass du insbesondere Angst hast vor schöneren Frauen, vor klügeren Frauen, vor Frauen oder auch Männern, die den anderen mehr zu bieten haben? Wer eifersüchtig ist, sagt eigentlich: „Hey, ich glaube, es gibt so viel tollere Menschen da draußen als mich. Du kannst es so viel besser haben, deswegen rechne ich damit, dass du mich verlässt.“ Wer sich selbst liebt und daran glaubt, dass er ebenso eine Bereicherung für die Beziehung ist, wie der andere Partner, der hat eigentlich auch nichts zu verlieren. Wie Christian vorhin gesagt hat: Das Bedürfnis, Liebe zu geben oder ein Geschenk zu geben, ist ein normales menschliches Bedürfnis. Wenn du das dem Partner verweigerst, weil du das nicht annehmen kannst, wie ich es damals nicht annehmen konnte, stößt ihn das permanent ganz leicht vor den Kopf. Ein weiterer Punkt, den ich noch erwähnen möchte, ist, sich so geben, wie man wirklich ist. Das halte ich nämlich auch für essentiell und das geht auch mit Selbstliebe einher. Ich kenne Pärchen, und das darf natürlich jeder handhaben, wie er oder sie möchte, in diesen Beziehungen wird sich, ich möchte das nicht verstellt nennen, aber meiner Meinung nach geht es in die Richtung. Es gibt einige Seiten, die man nicht von sich preisgibt, weil man Angst hat, den Partner so zu verscheuchen, wenn er so das wahre Gesicht von einem sieht oder vielleicht sieht, dass man auch nur ein Mensch und nicht perfekt ist. Aber wem tut man damit einen Gefallen, wenn man sich verstellt? Dieses Verstellen bedeutet nämlich zusätzlich meistens, dass du selbst genau das über dich denkst. Wenn du als Beispiel nie ohne perfekt rasierte Beine vor deinem Partner sein kannst, dann denkst du dir eigentlich, dass diese Stoppeln an deinen Beinen, etwas total Ekliges sind, dass du eklig bist. Es sind so ganz versteckte Glaubenssätze, die nicht sagen, dass du dich so akzeptiert hast, wie du bist. Wenn du dich so lieben könntest, wie du bist, würdest du sagen, dass du ein Mensch bist und dann vielleicht mal ein paar Stoppeln am Bein hast. Dann machst du die irgendwann wieder weg, wenn du das gerne möchtest, aber du solltest dich nicht verstellen und verstecken müssen. Denn das sind nun mal menschliche Aspekte und ich glaube das ist ein sehr anstrengender Kampf in einer Beziehung, immer perfekt sein zu wollen. Deswegen akzeptiere dich, so wie du bist, mit deinen Ecken und Kanten, mit deinen Stoppeln an den Beinen, und dann wird dein Partner das ziemlich sicher auch tun. Was mir da auch immer hilft, in jeglicher Art von Beziehung, ist, mir bewusst zu machen, dass ich das Gegenüber meistens auch nicht perfekt finde. Es gibt Dinge, die handhabe ich anders und trotzdem mag ich die Person. Also, erwarte von dir keine Perfektion, die es nicht gibt. Und da das hier auch ein Gesundheits-Podcast ist, finde ich den folgenden Aspekt besonders spannend. Selbstliebe bedeutet ja auch, gut zu sich zu sein und für sich zu sorgen, also regelmäßig Sport zu treiben, auf die eigene Ernährung zu achten. Wenn du das tust, dann hast du ja eine viel bessere Grundlage, du bist gesünder und kommst wahrscheinlich auch viel fitter ins Alter, bist ausgeglichener und mobiler. Das ist ja in den meisten Beziehungen ein wichtiger Aspekt, dass man zusammen mobil bleibt, dass man zusammen Dinge erleben kann. Das Gleiche gilt natürlich auch für eine Rolle als Elternteil oder so wie Christian es ja auch gesagt hat: Wer selbst völlig ausgebrannt ist, kann auch nicht mehr für andere da sein. Ich hoffe, sehr, dass du in dieser Folge, was mitgenommen hast und dass es dich noch mal weiter motiviert hat, dich selbst zu lieben und dich so zu akzeptieren, wie du bist. Denn genau das hast du verdient. Wenn dir dieser Podcast gefallen hat, würden wir uns riesig freuen, wenn du uns eine Bewertung gibst. Wenn es etwas anderes, was du uns wissen lassen möchtest, freuen wir uns über jegliche Form der Kritik. Außerdem wäre es klasse, wenn du den Podcast abonnieren würdest, damit du keine Folge mehr verpasst. Die nächste Folge erscheint dann, wie gewohnt, in einem Monat und ich freue mich schon darauf, dich wieder hier begrüßen zu dürfen. Bleib gesund und liebe dich selbst.