Ilka: Herzlich willkommen zu Von Achtsam bis Zuckerfrei, dem Gesundheitspodcast der Audi BKK. In diesem widmen wir uns einer Vielzahl an Themen, die den Körper und den Geist betreffen. Hallo und herzlich willkommen. Schön, dass du wieder eingeschaltet hast. In dieser Folge darf ich die Psychologin Sophie Lauenroth einmal wieder bei uns begrüßen. Wir reden darüber, wie sich eigentlich Schönheitstrends und wie sich das, was es mit uns macht, und die Zweifel, die entstehen können, auf unsere Gesundheit auswirken. Viel Spaß. Hi, Sophie, schön, dich wieder bei uns im Podcast begrüßen zu dürfen.
Sophie: Hi, ich freue mich auch da zu sein.
Ilka: Sehr schön. Ich würde heute total gerne mit dir über ein Thema reden, was ich irgendwie mit diesem Podcast verbinde. Wir haben früher den Podcast in Staffeln gedreht. In der ersten Staffel ging es nur um das Thema Selbstliebe und Schönheitsideale und so weiter. Deswegen ist das für mich so der Kern dieses Podcasts, auch wenn wir ihn mittlerweile stark erweitert haben. Wir gehen Back to the Roots, zu den Schönheitsidealen. Was macht das eigentlich mit uns? Warum jagen wir diesen Trends hinterher? Wir sind beide noch nicht uralt, aber sicherlich hast auch du schon in deinem kurzen Leben total gegenläufige Trends erlebt, oder?
Sophie: Ja, schon total viele. Ich war auch ein Mädchen, was schon total früh auf den sozialen Medien war. Ich weiß nicht, wann fing das an? Da war ich vielleicht zehn oder elf, da fing das an mit Facebook. Irgendwann kam Instagram und da bekommt man natürlich auch die Trends mit. Oder in der Bravo, die man früher gelesen hat. Ich kann mich noch an diesen Trend erinnern, dass die Oberschenkel sich nicht berühren sollten. Das war dann schön. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie das bei mir nicht der Fall war. Bei mir haben sich die Oberschenkel berührt. Ich stand dann vor dem Spiegel und habe immer die Haut nach hinten gezogen, um zu sehen, wie das aussieht, wenn sich meine Oberschenkel nicht berühren. Jetzt kann ich natürlich darüber lachen, aber früher hat das voll etwas mit mir gemacht.
Ilka: Auf jeden Fall, das kann ich auch total nachvollziehen. Jeder hat so seine Sachen. Ich hatte jetzt zum Beispiel durch Zufall genau diese Art von Beinen und fand das immer ganz ätzend, weil ich dafür nichts gemacht habe und Freundinnen hatte, die vielleicht super sportlich waren und die diese belohnenswerte Figur verdient hätten. Dann habe ich mich immer richtig schlecht gefühlt, weil ich dachte, dass ich in diesem Punkt ausnahmsweise einmal ein erstrebenswertes Ideal habe und ich nicht einmal etwas dafür tue. Das ist ganz weird, was das für ein Gefühl in einem auslöst. Dann hat man es schon und hat trotzdem Schuldgefühle.
Sophie: Das ist interessant, so habe ich das auch noch nicht betrachtet, wie das bei denjenigen ist, die diesem Ideal entsprechen. Aber, wie du schon gesagt hast, vielleicht fühlen die sich vielleicht gar nicht so wohl damit.
Ilka: Genau. Gerade, als die Phase anfing, wo auch vielleicht alles eher curvy war, habe ich immer gedacht: “Oh Gott, jetzt passe ich kleiner Spargeltarzan wirklich gar nicht mehr hier hinein.”
Sophie: Ja, bei mir aber auch. Ich habe auch keine Kurven an sich und bin sehr schlank. Ich habe es aber irgendwann verstanden. Ich habe, glaube ich, mit 15 ungefähr mit Pilates angefangen. Die war auch immer sehr auf Body Positivity fokussiert. Die hat erklärt, dass diese Thigh Gap oder diese Hüften nicht jeder haben kann. Das liegt einfach an deiner Knochenstruktur und wo sich dein Fett ansetzt und ist nichts, wo man nachjagen sollte. Weil das kann man gar nicht beeinflussen. Das hat mir damals total geholfen, zu verstehen, dass jeder Körper einfach unterschiedlich gebaut ist.
Ilka: Aber wie schön, dass du das mit 15 schon hattest. Das finde ich super fortschrittlich von der Frau. Ich weiß noch, dass ich in dem Alter noch jemand war, der von meiner Mama die Bauch-Beine-Po-Videos gemacht hat, wo es nur darum ging, wie man möglichst schnell seine Figur verändern kann und einem Ideal entspricht, was man nicht ist.
Sophie: Das ist sehr gefährlich.
Ilka: Kannst du mir denn als Psychologin erklären, warum wir eigentlich diesen Idealen nachjagen? Warum denke ich nicht einfach, ich bin doch gut, wie ich bin? Ich denke das zwischendurch auch. Aber warum verunsichern mich diese Trends doch immer wieder?
Sophie: Ich glaube, da spielen ein paar psychologische Mechanismen mit hinein, die einfach in unserer menschlichen Natur verankert sind. Ich glaube, vor allem ist es das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und auch nach Anerkennung. Wir alle wollen irgendwo dazugehören, wir wollen auch ein bisschen Anerkennung bekommen. Das ist auch ganz normal. Aber ich glaube, durch Social Media wird dieses Bedürfnis noch verstärkt, weil Social Media dazu führt, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen. Oft sind das Vergleiche mit Menschen, die ihre Bilder retuschieren, die die perfekte Haut haben oder den perfekten Körper, obwohl es letztendlich vielleicht ein retuschiertes Bild ist. Das führt natürlich dazu, dass wir mit uns selbst unzufrieden sind, mit dem eigenen Aussehen, weil wir auch das Gefühl haben, wir sind nicht gut genug. Irgendwie machen wir etwas falsch, weil die Person sieht so toll aus, warum kriege ich das nicht hin? Und so weiter.
Ilka: Das stimmt schon. Ich habe gerade im ersten Moment gedacht, dass es das schon immer gab. Nicht in Form von Social Media, aber ich schaue zum Beispiel gerade eine relativ alte Serie und merke selbst da schon, wie man damals vielleicht noch einen weniger diversen Cast genommen hat und wie die Frauen alle sehr, sehr skinny und richtig Model-artig sind. Deswegen dachte ich kurz, das gab es damals auch schon. Natürlich hat uns das auch schon beeinflusst. Aber ich glaube, bei Social Media ist wirklich dieses Ding, dass die Leute herüberkommen wie das Mädchen von nebenan: "Eigentlich könnte ich das sein." Aber am Ende ist es total retuschiert und man vergleicht sich plötzlich damit. Vorher war das ganz klar ein Star und jetzt ist es viel greifbarer.
Sophie: Ja, genau. Ein Influencer ist ein ganz normaler Mensch wie du und ich. Ich glaube, mit Stars zu vergleichen, das machen die wenigsten. Auch, wenn das letztendlich auch nur Menschen sind. Aber da ist irgendwie die Distanz noch größer, dass man sehen kann, dass das Stars sind. Die haben einen Personal Trainer und haben super viel Zeit, um Sport zu machen. Klar sehne die toll aus und haben super viel Geld. Influencer sind einfach nahbarer, teilweise auch authentischer, und deswegen vergleichen wir uns eher mit denen.
Ilka: Du hast schon gesagt, dass wir beide selbst auch aktiv auf Instagram sind. Mich würde interessieren, wie wichtig ist dir das, wenn du postest, dass du darauf achtest, wie du aussiehst? Merkst du zum Beispiel auch, dass, wenn du besonders schön zurechtgemacht bist oder so, deine Posts mehr Reichweite haben? Das würde ich jetzt vermuten.
Sophie: Ja, ich muss sagen, ich bin da auch noch so ein bisschen unsicher, was das angeht, dass ich mich ungeschminkt zeige. Ich würde zum Beispiel kein Reel posten, wo ich komplett ungeschminkt bin. Aber ich habe schon ein paar Storys gemacht, wo ich ungeschminkt war. Ich habe sogar schon eine Story gemacht, wo ich eine fette Bindehautentzündung hatte und ein Auge fast zu war und rot. Aber das kommt tatsächlich supergut an. Viele schreiben, wenn ich jetzt eine Story poste, wo ich ungeschminkt bin: "Danke, dass du dich auch einmal so zeigst, dass du zeigst, dass du nicht 24/7 zurechtgemacht bist." Aber ich muss sagen, mein Selbstbewusstsein ist noch nicht so weit, dass ich sage, dass es mir egal ist und ich auch Reels ungeschminkt und in Jogginghose filme. Aber ich finde das selbst total sympathisch, wenn Leute das machen. Das ist auch einfach menschlich. Die meiste Zeit zu Hause laufe ich auch ungeschminkt und in Jogginghose herum.
Ilka: Ja, es ist schon spannend. Ich finde auch, gerade wir, die sich eigentlich viel mit so etwas beschäftigen, dass wir das Muster in uns sogar erkennen und es trotzdem nicht gleich abstellen können, das finde ich immer ganz, ganz faszinierend. Aber am Ende sind wir alles nur Menschen. Solange einem das ein bisschen bewusst ist, spricht da auch nichts dagegen zu sagen: "Hey, ich wünschte, ich würde mich gerade ungeschminkt genauso wohlfühlen, aber irgendwie gibt mir das noch etwas ein, mir Mascara aufzutragen." Ich finde, solange einem das bewusst ist, hilft das auch schon einmal.
Sophie: Ja, das denke ich auch. Ich glaube, man entwickelt sich auch über die Jahre weiter. Ich weiß noch, früher als Teenager habe ich mich nicht einmal ungeschminkt aus dem Haus getraut. Da war ich schon extrem. Jetzt gehe ich auch natürlich ungeschminkt aus dem Haus und mache meine Story ungeschminkt. In dem Sinne habe ich mich schon weiterentwickelt. Aber wie du schon sagst, es ist wichtig, dass man sich dem bewusst wird, in welchen Punkten man vielleicht noch nicht so selbstbewusst ist, wie man es vielleicht gerne hätte. Wie ist das bei dir? Zeigst du dich problemlos ungeschminkt auf Social Media?
Ilka: Ja, ungeschminkt ist bei mir persönlich nicht so der Struggle. Ich glaube, aber auch, weil ich nie jemand war, der sich viel geschminkt hat. Deswegen ist das, glaube ich, nicht der wunde Punkt. Bei mir sind es eher generellere Ding, dass es für mich eine Riesenhürde war, früher mich überhaupt zu zeigen, mit diesem aus meiner Sicht so fehlerhaften Gesicht. Deswegen ist das bei mir nicht so das Problem. Aber ich wüsste total gerne, wenn Leute, vielleicht nicht wie wir, das schon so ein bisschen verstehen und sagen: "Okay, ich weiß, dass ich hier ganz viel Fake-Sachen sehe. Ich probiere, mich davon nicht so beeinflussen zu lassen, auch wenn ich es bestimmt tue." Wenn du da wirklich so hineingehst und ganz ungefiltert diese Inhalte konsumierst, was macht das denn mit der Psyche von den Leuten?
Sophie: Auf Dauer macht das natürlich etwas mit unserem Selbstwertgefühl, weil wir ständig nach diesen Schönheitsidealen streben. Dann kann das natürlich auch unser Verhalten und unsere Denkmuster beeinflussen. Das kann vielleicht sogar zu gestörtem Essverhalten, übermäßiger Selbstoptimierung oder sogar zu einer Körperdysmorphie führen. Das bedeutet, dass wir unseren Körper ganz anders wahrnehmen, als er eigentlich ist. Letztendlich fixieren wir uns richtig auf vermeintliche körperliche Fehler, wie du vorhin gesagt hast. Du hast dein Gesicht immer als fehlerhaft wahrgenommen, obwohl es natürlich nicht fehlerhaft ist. Es gibt kein, perfekt, so muss es jetzt sein. Aber Social Media vermittelt uns das manchmal mit diesen Trends. Das ist das Gefährliche daran.
Ilka: Ja, das stimmt. Vor allem vergisst man ganz oft, wofür es das eigentlich gibt. Fehlerhaft wäre ein Gesicht vielleicht, wenn es nicht tut, was es soll. Wenn ich durch meine Nase nicht atmen könnte, wäre das unpraktisch. Aber dass sie einfach nur anders aussieht ... Es ist eigentlich krass, dass wir dem so viel Stellenwert beimessen. Ich weiß noch, als ich angefangen habe, mich mit meinem Körper mehr anzufreunden, dass mir immer geraten wurde, ich soll mich auf die positiven Dinge konzentrieren und das, was mein Körper leistet. Das habe ich auch vom Kopf her immer verstanden, aber trotzdem hat es mich irgendwie nicht erreicht. Es ist manchmal schade, dass man grundsätzlich eigentlich denkt: "Natürlich, ich kann mir jetzt bewusst machen, was mein Körper alles leistet, und ich sollte ihm dankbar sein." Trotzdem macht es irgendwie nicht Klick. Das geht bestimmt auch vielen Menschen so.
Sophie: Das glaube ich auch. Ich glaube auch einfach, mit Tipps ist es generell schwierig. Egal, welches Problem es betrifft, es gibt immer Leute, die sagen: "Hey, das hat mir total geholfen." Aber das ist leider keine Garantie, dass es jetzt dir auch hilft. Deswegen, man kann versuchen, das anzunehmen und zu schauen, ob sich dadurch etwas verändert, ob man diesem Tipp, den man da hört, auch glauben kann. Oder ob noch ein innerer Widerstand in mir ist, der sagt: "Nein, eigentlich denke ich aber ganz anders." Das muss, glaube ich, auch jeder für sich selbst herausfinden. Ich hab mich früher auch total oft auf Social Media verglichen, vor allem bevor ich mit meinen Videos angefangen habe. Da war alles auch noch sehr oberflächlich auf Social Media. Einen Satz, den ich einmal gelesen habe, der hat mir total geholfen aufzuhören, mich zu vergleichen. Der lautete, Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Dann dachte ich, das stimmt eigentlich. Bloß, weil ich jetzt eine Adriana Lima als die schönste Frau der Welt empfinde, gibt es bestimmt Leute, die die überhaupt nicht schön finden und umgekehrt. Da war mir erst einmal bewusst, dass ich das jetzt aus meinen Augen betrachte. Bloß, weil ich mich jetzt vielleicht ungeschminkt unschön finde, gibt es bestimmt Menschen, die sagen: "Du bist ungeschminkt total hübsch." Dann ist mir erst einmal bewusst geworden, dass es einfach nur eine mögliche Perspektive ist.
Ilka: Auf jeden Fall, das kann ich total nachvollziehen. Die kann sich auch im Laufe der Zeit ändern, sowohl bei uns selbst, dass wir unterschiedlich finden, wie wir aussehen, aber natürlich auch bei anderen. Es ist nicht in Stein gemeißelt, das finde ich dabei auch immer wichtig.
Sophie: Ja, das finde ich auch wichtig. Das kann sich immer verändern. Man kann immer auch andere Vorlieben empfinden oder irgendwann sagen: "Das ist mir jetzt überhaupt nicht mehr wichtig." Ich weiß noch, dass mir früher immer total wichtig war, dass ich ja keine Speckrolle unten an meinem Bauch habe und mir jetzt denke, dass es 30.000 wichtigere Dinge im Leben gibt, als ob man jetzt eine Speckrolle unten am Bauch hat.
Ilka: Auf jeden Fall. Hast du das Gefühl, manches davon, so blöd das klingt, bringt auch wirklich das Alter, dass man irgendwie versöhnlicher mit seinem Körper wird?
Sophie: Ich glaube ja, die Lebenserfahrung und das Alter. Was mir vor allem geholfen hat, du kannst ja einmal sagen, ob das bei dir auch so ist, weil du auch ein Kind hast, war, dass ich Mutter wurde. Nachdem ich ein Kind bekommen habe, war das der Mittelpunkt meines Lebens. Ich habe verstanden, dass die ganzen Dinge, worüber ich mir damals Sorgen gemacht habe, so ein Pups im Vergleich zu dem sind, was mich jetzt beschäftigt. Das ist mir jetzt vollkommen egal, worüber ich mir früher Sorgen gemacht habe. Vor allem jetzt auf eigene Unsicherheiten bezogen.
Ilka: Ja, das stimmt schon. Ich kann das auch nachvollziehen, dass man plötzlich ganz, ganz anders priorisiert, und wirklich viel größere Dinge teilweise vor der Brust hat und denkt, was, wie kann mich das damals so beschäftigt haben?
Sophie: Das finde ich auch. Ich habe eine Nichte, die ist sieben Jahre alt. Die haut manchmal so richtig weise Sprüche heraus. Das ist so eine richtig alte, weise Seele. Letztens hat sie zu ihrer Mama gesagt: "Alles, was zählt, ist die Liebe." Da dachte ich, ja, genau so ist es. Schön, dass du das schon als siebenjährige verstanden hast.
Ilka: Ja, aber ich glaube auch, dass die aktuelle Generation, die wirklich gerade erst heranwächst, vielleicht das Glück hat, dass wir schon viel sensibler auf das reagieren und denen wirklich viel sensibler auch wertende Sprüche an den Kopf knallen, Körperformen vorgeben und so etwas. Vielleicht ist es auch nur die Bubble, in der ich persönlich lebe. Aber in meiner Bubble wird da schon mehr darauf geachtet.
Sophie: Ja, bei mir auch. Ich kann das auch bestätigen. Ich habe auch letztens mit einem Freund darüber gesprochen. Wir meinten auch, wir sind ganz gespannt, wie die heutige Generation, die jetzt geboren wird, später einmal ist. Weil das sind bestimmt ganz, ganz andere Erwachsene, als wir jetzt sind. Da bin ich ganz gespannt darauf.
Ilka: Auf jeden Fall. Das denke ich auch. Vor allem, weil es auch manchmal so ist, dass Dinge sich genau umkehren. Man sagt auch immer, dass man aufgrund von Rebellismus immer genau anders ist als die Eltern. Da bin ich einmal gespannt, ob unsere Kinder wieder so richtig judgy werden, weil wir sie so frei erzogen haben. Aber das glaube ich eigentlich nicht.
Sophie: Das glaube ich eigentlich auch nicht. Ich bin gespannt. Klar werden die auch ihre Probleme haben, aber daraus kann man auch wiederum lernen. Das machen denn die nächsten Psychologen und Therapeuten.
Ilka: Das stimmt. Wir wollen ja nicht, dass ihr arbeitslos werdet. Wie ist das eigentlich? Du hattest eben schon von Tipps geredet und dass es schwierig ist, dass jedem etwas anderes hilft. Natürlich muss man da in sich hineinfühlen und schauen, welchen Tipp man annimmt und welcher zu einem passt. Vielleicht hast du ja welche für uns, sodass die Leute einfach ein schauen können, welchen sie vielleicht mitnehmen. Was kann man tun, wenn man eigentlich doch noch ziemlich unzufrieden mit sich ist?
Sophie: Ich finde, was helfen kann, ist, dass man wirklich eine sogenannte Medienkompetenz entwickelt. Dass man erst einmal bewusster wahrnimmt, was man da auf Social Media sieht. Nicht nur einfach ein Doom Scrolling zu betreiben und alles einfach durchzuscrollen und aufzusaugen. Eher sollte man sagen: "Ich hinterfrage einmal die Bilder, die ich da sehe. Ich erinnere mich daran, dass da vieles bearbeitet ist, dass vieles nicht realistisch ist." Das hat mir damals auf jeden Fall geholfen. Ein ganz wichtiges Thema ist es, Selbstfürsorge zu priorisieren. Das wird jedem helfen. Das ist ein ultimativer Tipp, von dem jeder profitieren kann. Statt sich jetzt nur auf den Körper oder das Äußere zu fokussieren, sollten wir eher einmal an unserem inneren Wohlbefinden arbeiten. Vielleicht mehr uns bewegen, mehr Sport machen, auf eine ausgewogene Ernährung achten. Klar, das sind immer so Standardsprüche. Aber letztendlich ist schon nachgewiesen, und es ist auch jedem klar, dass das wirklich hilft. Damit wir uns wohler fühlen, körperlich als auch seelisch. Bei diesen Vergleichen muss sich natürlich auch immer wieder bewusst werden, dass man sich wieder vergleicht. Dann kann man sich daran erinnern, was ich vorhin gesagt habe, dass jeder Körper einzigartig ist. Bloß, weil ich jetzt eine breite Hüfte toll finde, heißt das jetzt nicht, dass ich die jetzt durch mehr Sport oder eine bestimmte Ernährung erreichen kann, wenn ich selbst nicht so gebaut bin. Dann muss man das auch einfach akzeptieren. Ich glaube, wenn man das geschafft hat, das zu akzeptieren, kann man auch bereit sein, sich mehr zu lieben und zu akzeptieren.
Ilka: Ich finde, dass dabei auch total eine generelle wertschätzende Einstellung gegenüber allen hilft. Ich erlebe in letzter Zeit zum Beispiel ganz oft in meinem Umfeld, dass man generell sehr supportive ist und die anderen sehr dafür feiert, wie sie aussehen und wie sie sind. Dann denke ich mir ganz oft, wenn das mehr so ist, fällt es einem auch leichter. Selbst wenn ich jetzt vielleicht auf die breite Hüfte stehe und sie nicht habe, kann ich vielleicht eher so sein, dass ich sage: "Ich finde es mega cool, dass meine Freundin die hat. Ich feiere sie voll dafür, sie steht ihr so gut. Ich habe sie halt nicht und ich mag mich trotzdem. Aber ich finde es so schick, dass meine Freundin die hat." Vielleicht kann man es eher so sehen.
Sophie: Das ist natürlich auch ein guter Punkt, den du ansprichst. Wir sollten auch darauf achten, mit welchen Menschen wir uns umgeben. Umgib dich bitte nicht mit Menschen, die dich vielleicht auch ständig mit anderen vergleichen oder dir das Gefühl geben, dass du nicht gut genug bist, dass du nicht schön genug bist. Sortiere bitte solche Menschen aus deinem Leben aus, weil die brauchst du nicht.
Ilka: Auf jeden Fall, das habe ich auch einmal gemacht, und das ist wirklich so ein Unterschied. Es ist so schade, dass man ganz oft gerade in den jungen Jahren, wo es so wichtig ist, nicht so direkt sein Umfeld selbst wählen kann, weil man vielleicht durch Schule und alles zusammengewürfelt wird. Aber man kann ja trotzdem entscheiden, wem man wie viel Raum in seinem Leben gibt. Freie Wahl hat man eh nie, seine Kollegen kann man sich später auch nicht aussuchen.
Sophie: Das stimmt. Ich habe auch letztens mit einer Followerin darüber gesprochen. Da habe ich eine Story gepostet, da war ich beim Konzert in Wolfsburg. Ich komme aus der Gegend und das ist auch nicht weit von dir weg. Die hat gefragt: "Was willst du denn in Wolfsburg? So eine schreckliche Stadt." Ich sagte: "Ich komme hier aus der Nähe." Sie meinte: "Ja, ich habe schon einiges Schlechtes gehört, ich habe hier auch einmal gelebt." Das kann sein, ich bin jetzt auch kein Fan von Wolfsburg, aber man kann sich nicht aussuchen, wo man herkommt. Aber man kann sich aussuchen, wo man bleibt und wo man hinzieht oder wo man arbeitet, mit wem man sich umgibt. Häufig denken wir, wenn wir in so einer Bubble sind, wir hätten keine Option, wir hätten keine Wahl und müssten jetzt so leben. Aber das stimmt nicht. Wir haben eigentlich super viele Optionen.
Ilka: Wir haben jetzt ein paar gute Tipps erfahren. Das freut mich. Vielen Dank. Ich bin gespannt, was unsere Hörerinnen und Hörer davon für sich vielleicht mitnehmen können. Wie ist es denn, wenn ich sage, ich möchte am liebsten gar nicht, dass diese dicken Zweifel erst entstehen? Vielleicht bin ich noch ganz jung, ich habe ein junges Kind, das jetzt mit Social Media anfängt. Oder es geht einfach hinaus in die Welt, es ist ja nicht nur Social Media. Wie kann ich mich denn am besten vor diesen ganzen Sachen schützen? Einen Punkt habe ich von eben schon mitgenommen, in seinem Umfeld einmal kräftig auszusortieren.
Sophie: Genau. Ich glaube, wenn wir schon jetzt in der Social Media Bubble sind, wäre der erste Schritt sich dieser Manipulation von Social Media erst einmal bewusst zu werden. Wir können auch hinterfragen, welche Absichten manche Influencer oder manche Marken haben, die jetzt Schönheitsprodukte oder sogar Eingriffe anpreisen. Oft ist es ja nicht so, dass die jetzt denken: "Ich möchte, dass alle meine Follower gesund werden." Oft stecken bei vielen Influencern auch einfach finanzielle Interessen dahinter, dem sollte man sich auch bewusst werden und einen kritischen Umgang mit Social Media entwickeln. Wenn wir Kinder haben, die jetzt gerade dann auch anfangen und auch auf Instagram wollen, muss man natürlich aufpassen und gleich von Anfang an aufklären, dass da nicht alles echt und realistisch ist. Man sollte in einer gewissen Art und Weise kontrollieren, was die Kinder konsumieren. Man kann sie einfach nicht blind ins Internet lassen, weil heutzutage gibt es dort einfach alles. Ich weiß noch, früher, wo das erste Internet kam, da gab es noch nichts super Gefährliches. Da hat man Barbie-Spiele gespielt oder SIMS oder hat einmal eine Frage gegoogelt, und das war es auch. Aber heute gibt es viel mehr Möglichkeiten. Da muss man seine Kinder von Anfang an aufklären und sagen: “Hey, hier, das sind meine Grenzen. Das darfst du anschauen und das noch nicht.”
Ilka: Da kann ich auch die zweite Staffel unseres Podcasts empfehlen. Die dreht sich komplett um Cyber-Mobbing und alles. Da erfährt man auch viele Tipps, wie man seine Kinder richtig im Umgang mit Social Media schult.
Sophie: Ja, auf jeden Fall. Hört da einmal herein.
Ilka: Wenn du für dich zurückblickst, gab es da irgendwie einmal einen besonderen Moment, wo du sagst, dass es einmal Klick gemacht hat oder du vielleicht irgendetwas gesehen hast, was du so richtig offensichtlich fake fandest? Oder gab es irgendwie einmal einen Schlüsselmoment mit Social Media, der sich bei dir richtig eingebrannt hat?
Sophie: Lass mich einmal überlegen. Einen Schlüsselmoment gab es auf jeden Fall. Da habe ich lange mit mir gehadert, ob ich das mache. Da war ich schon eine Weile mit meinen Videos auf Social Media und ich habe überlegt, ob ich den Leuten von meiner Angststörung, die ich selbst habe, und meinen Panikattacken, die ich schon seit meinem Grundschulalter habe, erzähle oder nicht. Da war wirklich eine Angst da: "Mensch, was sollen denn die Leute denken? Du bist doch hier Psychologin. Die erwarten doch von dir, dass du es besser weißt, und jetzt erzählst du, dass du selbst da Probleme hast." Ich hatte so Angst vor der Reaktion der Menschen, aber irgendwie kam das mir auch komisch vor, da die allwissende Psychologin zu spielen, obwohl ich natürlich nicht allwissend bin. Ich habe auch meine Fehler und ich habe meine Probleme und Ängste. Da dachte ich mir, Sophie, du musst es den Leuten jetzt sagen und authentisch sein und zeigen, dass du nicht perfekt bist. Dann hatte ich einen Post gemacht und das geteilt. Da kamen so viele positive Reaktionen, das hat mich sehr gestärkt. Viele haben geschrieben, dass es sie motiviert hat, dass ich das geschrieben habe. Es zeigt einfach, dass man manchmal in einer Bubble lebt, man konsumiert Inhalte und denkt sich, der Mensch ist so und so und der postet nur das und das. Das heißt, der muss ein super glückliches Leben haben, ein perfektes Leben haben, keine Probleme haben. Du hast uns einfach gerade daran erinnert, dass auch Psychologen ihre Probleme haben und vielleicht auch mal selbst zu Therapien müssen. Das war für mich total der Schlüsselmoment. Hattest du einen Schlüsselmoment?
Ilka: Ich glaube, bei mir kommt es noch aus der Zeit, als ich mit künstlerischen Fotografen zusammengearbeitet habe. Da habe ich eine Frau gesehen, die eigentlich ein Körpermaß oder ein Aussehen hatte, dass ich früher selbst nicht schön gefunden hätte. Die hat relativ viel gewogen. Das wäre etwas aus meiner Zeit gewesen, was ich nicht hübsch gefunden hätte, von wegen man müsse skinny sein. Dann fand ich dieses Bild aber so ästhetisch und so wunderschön, dass ich dachte, krass, das zeigt mir wieder einmal, dass das einfach alles antrainiert ist. Ich habe jetzt wahrscheinlich so viele Körper im Laufe der Zeit über Social Media gesehen, dass ich mittlerweile wirklich vor diesem Bild sitze und denke, dass es wunderschön ist, diese nackte, füllige Frau zu sehen. Das fand ich richtig schön, dass es auch umgekehrt sein kann. Ich hatte meinen Feed zu dieser Zeit sehr stark kuratiert, das war ein Happy Place für mich. Ich habe nur schöne Dinge gesehen. Das hat anscheinend Wirkung gezeigt, dass ich wirklich aus tiefstem Herzen sagen konnte: “Das finde ich wunderschön und ich hätte es vor ein paar Jahren noch gar nicht schön gefunden.”
Sophie: Ja, das kann ich total bestätigen. Ich finde auch, dass vor allem die Ausstrahlung, die manche Menschen haben, einfach alles überstrahlen. Wenn ich jetzt zum Beispiel auch Menschen vor mir habe, die keinem Schönheitsideal entsprechen, was mir sowieso immer egal ist, die aber eine so tolle Ausstrahlung haben, dass du dich einfach in deren Gegenwart wohlfühlst. Die strahlen eine innere Freude und Zufriedenheit aus. Das macht sowieso so viel mehr aus, und das muss man aber auch erst einmal selbst erleben und verstehen.
Ilka: Auf jeden Fall, das ist bei mir eigentlich auch so. Die Ausstrahlung macht das meiste aus. Ich finde es aber auch total wichtig, dass man sich immer wieder sagt, dass auch all das total phasenweise wechseln kann und dass man nichts davon erzwingen kann. Wir reden jetzt hier so schlau daher, aber das kann Jahre dauern, bis man an den Punkt kommt, wo man sagt: "Ich fühle mich jetzt wohl. Ich finde das schön." Man kann es auch nun einmal nicht erzwingen. Man kann probieren, da offen für zu sein, und auch akzeptieren, wenn es einmal schlechter ist. Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass ich zwischendurch auch einmal wieder eine Phase hatte, wo ich viel an mir wieder nicht mochte. Das habe ich richtig geschockt wahrgenommen, als mir das aufgefallen ist. Ich habe gesagt: "Okay, dann ist das jetzt scheinbar so. Ich kann probieren, da wieder versöhnlicher mit mir zu werden, aber ich kann es auch nicht erzwingen. Es kommt irgendwo her. Ich kann probieren zu ergründen, wo es herkommt, aber erzwingen kann ich es am Ende nicht. Aber dadurch, dass ich da alles schon einmal durch hatte, war ich trotzdem viel gelassener. Ich wusste, es kann sein, dass ich mich jetzt ein halbes Jahr einfach einmal weniger attraktiv finde. Aber ich bin überzeugt, es wird wieder besser.
Sophie: Ja, genau, und das ist auch ganz normal, dass wir alle Phasen haben, wo wir uns einmal nicht so schön finden. Das hängt auch gerade bei uns Frauen viel mit unserem Zyklus zusammen, wie wir uns fühlen, wie attraktiv wir uns fühlen. Habt immer im Hinterkopf, dass das ganz normal ist. Auch eine Heidi Klum hat Phasen, wo sie sich einmal nicht schön findet. Das kann ich euch versprechen.
Ilka: Ganz sicher. Danke, Sophie. Hast du noch irgendetwas, was du den Hörerinnen und Hörern zum Abschluss mitgeben möchtest?
Sophie: Ein letzter Tipp, den ich euch geben kann, nehmt euch auf jeden Fall regelmäßig Pausen von Social Media. Passt auf, dass ihr da nicht so viel Zeit darin verliert. Kümmert euch mehr um euch selbst, trainiert Achtsamkeit sowie Selbstmitgefühl und einfach einen gesunden Abstand zu diesen Trends zu entwickeln. Das wäre mein letzter Tipp an euch.
Ilka: Das war deine Folge des Gesundheitspodcasts Von Achtsam bis Zuckerfrei der Audi BKK. Ich hoffe, sie hat dir gefallen. Wenn du noch mehr über die genannten Thema hören möchtest, schau unbedingt in die Shownotes. Wir verlinken dir zum Beispiel die zweite Staffel dieses Podcasts, in der es um Cyber-Mobbing bei Kindern geht. Ein total wichtiges Thema. Die erste Staffel ging um das Thema Selbstliebe. Hört da unbedingt herein. Wir haben wirklich viele spannende Folgen zum Nachhören. Sonst heißt es in einem Monat wieder, es ist Zeit für Von Achtsam bis Zuckerfrei. Bis dann.