I: Ilka Brühl
B: Sophie Lauenroth
I: Herzlich willkommen zu Von Achtsam bis Zuckerfrei, dem Gesundheits-Podcast der Audi BKK. In diesem widmen wir uns einer Vielzahl an Themen, die Körper und Geist betreffen. In den letzten Jahren haben sich soziale Medien zu einem unverzichtbaren Teil unseres täglichen Lebens entwickelt. Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter haben es uns ermöglicht, in Kontakt zu bleiben, Informationen auszutauschen und unsere Gedanken und Meinungen mit anderen zu teilen. Andererseits haben soziale Medien auch negative Auswirkungen. Sie können zu einer Sucht führen und uns davon abhalten, Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Schnell geraten wir in einen Strudel von Likes, Kommentaren und Followerzahlen und machen unser Selbstwertgefühl davon abhängig. Darüber hinaus kann der ständige Vergleich mit anderen zu Angstzuständen, Depressionen und anderen psychischen Krankheiten führen. In dieser Folge gehen wir deshalb den Möglichkeiten und Gefahren der sozialen Netzwerke auf den Grund. Dafür spreche ich mit der Psychologin Sophie Lauenroth. Hallo Sophie, schön, dass du heute bei uns bist!
B: Ich freue mich, da zu sein!
I: Das ist heute ein Thema, was, glaube ich, ganz, ganz viele Menschen irgendwie auf dem Schirm haben, weil wir es ja alle täglich nutzen: Social Media ist irgendwie überall. Du kennst es bestimmt auch, dass du eigentlich nur einmal schnell die Uhrzeit am Handy checken wolltest, und irgendwie bist du dann doch wieder eine halbe Stunde durch Instagram gescrollt und fragst dich: Wie kann das sein, oder?
B: Ja, das stimmt. Das ging mir früher noch mehr so als jetzt im Moment. Jetzt bin ich Mutter und kann gar nicht eine halbe Stunde am Handy sitzen. Das erlaubt mein Sohn nicht. Ich kenne es aber von früher. Social-Media-Plattformen sind bewusst so gestaltet, dass sie ständig Dopamin freisetzen. Es kommt ständig irgendetwas Neues, Videos sind ganz kurz gestaltet, dass sie interessant und auf den Punkt sind, sodass man immer weiter- und weiterscrollt. Das ist schon richtig süchtig machend.
I: Auf jeden Fall. Das kennen wir, glaube ich, alle. Genau diese Dopaminausschüttung macht es so attraktiv. Ist das der Grund, warum wir uns dann so schwer losreißen können?
B: Ja, man könnte schon sagen, dass es die Dopaminausschüttung ist, weil die durch aktive Rückmeldungen gefördert wird. Zum Beispiel posten wir etwas, wir bekommen Likes oder Kommentare, oder wir sehen ständig neue Inhalte. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der die Signale zwischen den Nervenzellen weiterleitet, und man bezeichnet Dopamin nicht umsonst als Botenstoff des Glücks, weil er auch maßgeblich an der Antriebssteigerung und Motivation beteiligt ist. Wir sehnen uns nach Aktivitäten, die Dopamin ausschütten, und Social Media ist so eine Aktivität, die bei uns ständig Dopamin ausschüttet. Deswegen wird man auch schnell süchtig danach. Das ist wie bei Leuten, die das Fahren mit der Achterbahn lieben. Das ist auch so eine Dopaminausschüttung, und diese Leute wollen dann immer mehr, mehr, mehr. So könnte man das vergleichen.
I: Das ist spannend und ein wirklich hilfreicher Vergleich. Das heißt, die Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit sind in dem Fall erst einmal, im unmittelbaren Moment, positiv, weil wir glücklich werden. Wie ist das aber auf Dauer, gerade vielleicht in Bezug auf Stress, Angst und Depressionen?
B: Im ersten Moment mag das vielleicht für uns positiv wirken, aber mit der Zeit ist es so, dass wir uns an diese Menge an Dopamin gewöhnen. Das Gehirn benötigt dann immer mehr, um das gleiche Level an Dopamin zu erreichen, damit wir uns dann am Ende glücklich und zufrieden fühlen. Deswegen findet sich vor allem die Generation Z, die sehr viel Zeit auf Social Media verbringt, ständig in einem psychischen Tief. Das ist wie ein Teufelskreis, man könnte schon Sucht sagen, aus dem man nur herauskommen würde, wenn man tatsächlich Social Media komplett vom Handy löscht. In Studien konnte auch nachgewiesen werden, dass eine große Social-Media-Nutzung tatsächlich damit zusammenhängt, dass man eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, Depressionen, Angst und Stress zu empfinden oder zu entwickeln. Das liegt vor allem auch daran, dass nicht nur Dopamin ausgeschüttet wird, sondern auch Stresshormone. Das sorgt dafür, dass ein kleines Zentrum im Gehirn, die Amygdala, die eigentlich dafür da ist, uns zu sagen, ob wir uns in Sicherheit befinden oder ob wir in Gefahr sind, ständig aktiviert ist, weil wir ständig unter Stress stehen. Das löst dann wiederum eine Kampf- oder Fluchtreaktion aus, was eine ganz normale körperliche Reaktion auf Stress ist. Wenn diese Amygdala aber ständig aktiviert ist, steht das auf Dauer in einem positiven Zusammenhang mit der Entstehung von Depressionen und Angsterkrankungen.
I: Das ist auf jeden Fall nicht so besonders schön. Wie sieht es denn mit zwischenmenschlichen Beziehungen aus? Man hat manchmal das Gefühl, dass man durch Social Media einsamer wird, weil man nur auf seinem Handy herumspielt. Auf der anderen Seite vernetzt man sich aber auch mit Leuten, die man ansonsten vielleicht nie kennenlernen würde. Gibt es dazu irgendwelche Erkenntnisse?
B: Auf jeden Fall hat Social Media nicht nur schlechte Seiten. Es war noch nie so einfach wie heute, mit alten Freunden, Schulkameraden, Kollegen in Kontakt zu bleiben. Man kann einfach schnell eine Person anschreiben und im Gespräch bleiben, vor allem, wenn man weiter weg wohnt. Das geht mir auf jeden Fall so. Meine alten Freundinnen aus der Schule sind entweder in Hamburg oder noch in Sachsen-Anhalt, wo ich herkomme, und ohne Social Media könnte ich gar nicht mehr richtig mit denen in Kontakt bleiben. In romantischen Beziehungen ist es ein bisschen anders. Da konnte in einer Studie nachgewiesen werden, dass sich soziale Medien negativ auf die psychische Gesundheit und die Beziehung auswirken können. Zum einen verbringen die Menschen in den letzten Jahren viel mehr Zeit am Handy anstatt zu zweit. Anstatt vielleicht romantisch essen zu gehen, sitzen beide mit dem Handy auf der Couch. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Kommunikation und auf die Zufriedenheit in der Beziehung aus. Es wird mehr gescrollt, statt miteinander gesprochen. Zum anderen konnte in Studien auch gezeigt werden, dass die Nutzung von Social Media, speziell Facebook war es in dieser Studie, in einem positiven Zusammenhang mit Eifersucht in der Beziehung steht. Je mehr soziale Medien genutzt wurden, desto mehr Eifersucht herrschte auch in der Beziehung. Dann haben wir auch noch ein anderes Thema, das altbekannte Problem, was durch soziale Medien noch verstärkt wurde: Cybermobbing und Hate. Durch die Anonymität lassen die sich viel einfacher und schneller verbreiten als im realen Leben.
I: Auf jeden Fall. Da hatte ich auch schon überlegt, wie man Kinder und Jugendliche am besten schützen kann. Hast du für den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit den sozialen Netzwerken einen Tipp?
B: Ich bin mir nicht sicher, ich bin da auch kein Spezialist in diesem Fall. Ich glaube aber, dass man als Eltern auf jeden Fall, wenn man den Kindern ab einem gewissen Alter erlaubt, Social Media zu nutzen, das kann ja jeder Elternteil für sich entscheiden, ab wann da der richtige Zeitpunkt ist, einstellen kann, dass bestimmte Inhalte nicht gezeigt werden sollen. Ich weiß, dass das bei YouTube auf jeden Fall geht, dass man dort einstellen kann, dass das Kind nur Cartoons in einer bestimmten Sprache anschauen soll, damit es nicht ewig scrollt und sucht, und nicht weiß, was es anschauen soll. Ich glaube, dass es das auf Social Media auch gibt, aber da ist noch viel Raum, dass sich das noch weiterentwickeln muss bezüglich der Sicherheit. So ganz schützen kann man sich, glaube ich, nicht.
I: Ja, das stimmt. Gerade wenn man sieht, wie viele Filter genutzt werden, um sein eigenes Aussehen zu verändern. Ich habe einmal gehört, dass es nachgewiesen ist, dass das zu einer höheren Unzufriedenheit führt. Das sind alles Dinge, worauf man auf jeden Fall ein Auge haben kann, dass die Kinder nicht unglücklich werden, weil sie einfach nicht so makellos aussehen, wie die Filter das mit ihnen machen.
B: Ja, das stimmt. Ich finde es sehr gut, dass es auf Instagram mittlerweile schon ein bisschen transparenter geworden ist, dass man direkt sieht, wenn jemand einen Filter nutzt. Ich glaube, mich daran zu erinnern, dass das früher nicht so war, bis dieser Shitstorm kam und sich so viele Leute beschwert haben und gesagt haben: Das ist eine doofe Sache, dass man hier nicht transparent mitteilt, dass eine Person einen Filter nutzt, weil uns als Zuschauer das natürlich den Eindruck geben kann, dass die Person wirklich so schöne Lippen und so perfekte Haut haben kann. Zum Glück wird das jetzt angezeigt, aber das muss man natürlich den Jugendlichen auch bewusstwerden lassen. Man muss denen das mitteilen, dass das ein Filter ist. Ich denke aber, dass sie schon so weit sind, dass sie das mittlerweile ganz gut verstehen. Das Problem ist, wenn sie es selbst sehr häufig benutzen, viele Selfies mit Filter machen. Das kann natürlich einen negativen Einfluss auf den eigenen Selbstwert haben, weil man sich auch irgendwie an diesen Anblick gewöhnt. Wenn man immer nur Bilder mit Filtern macht und sich dann im Spiegel anschaut und feststellt: Ich sehe ja gar nicht so aus wie auf meinem Filter, dann kann das natürlich dafür sorgen, dass man total unzufrieden mit sich selbst wird und dann auch einem gewissen Schönheitsideal nachjagen möchte, was es eigentlich nicht gibt. Es gibt kein perfekt. Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Das muss man sich immer wieder selbst sagen, vor allem, wenn man mit geringem Selbstbewusstsein, Selbstwert zu kämpfen hat.
I: Absolut, da kann ich dir nur beipflichten. Wir haben jetzt ein paar negative Aspekte gehört. Wie kann man aber vielleicht Social Media auch nutzen, um die eigene Gesundheit zu stärken, zum Beispiel Thema Resilienz und Wohlbefinden? Hast du da eine Idee?
B: Ich denke, Resilienz und Wohlbefinden könnten auf Social Media gestärkt werden, indem man sehr viel Aufklärung betreibt, zum Beispiel durch solche Videos, wie ich sie mache, dass man aufklärt: Das kannst du machen, wenn du dich schlecht fühlst oder wenn du in einem Stimmungstief bist. Dass man sich von Fachpersonen oder auch von Menschen, die vielleicht selbst betroffen waren und es aus einer psychischen Erkrankung herausgeschafft haben, direkte Tipps holen kann. Ich habe auch schon oft von Betroffenen von psychischen Erkrankungen gehört, dass denen das sehr geholfen hat. Diese neue Richtung, die es auf Social Media gibt, wo man viel transparenter, offener über psychische Erkrankungen spricht. Nicht nur die eine Seite, dass zum Beispiel Psychologen darüber sprechen, was man tun kann, sondern auch die Betroffenen, die erzählen, wie sie es da herausgeschafft haben. Ich denke, beide Seiten können auf jeden Fall helfen und auch das Wohlbefinden fördern.
I: Ja, auf jeden Fall. Ich folge da auch einigen Leuten, und das Schöne ist, es sind oft ganz kurze Impulse. Das lässt sich ganz toll in den Alltag integrieren. Man sieht beispielsweise einfach eine Minute lang eine Übung, und am Ende hat man wieder ein bisschen etwas gelernt.
B: Genau. Das versuche ich auch immer in meinen Videos. Ich mache natürlich auch sehr viel Aufklärung, sehr viel: Daran kann es liegen, dass du das und das Problem hast. Ich versuche aber auch, zwischendurch ein paar Videos mit Tipps zu machen, die man ganz einfach, wie du sagst, in den Alltag integrieren kann. Ich sage den Menschen auch immer, dass es nicht diesen ultimativen Trick gibt, der für alle wirkt und der alle super happy macht, von 0 auf 100. Das gibt es natürlich nicht. Man muss immer individuell schauen. Solche Videos ersetzen auch keine individuelle Psychotherapie, das sage ich auch immer wieder. Man muss auf die individuellen Bedürfnisse, vielleicht auch andere Erkrankungen, die die Person hat oder haben könnte, schauen. Es gibt aber schon ein paar Tricks, die wirklich jeder anwenden kann und die dann förderlich für das Wohlbefinden sein können.
I: Ich glaube, gerade die Aufklärung ist so wichtig, damit man merkt, was es überhaupt sein kann, dass man vielleicht sofort weiß, wenn man bestimmte Symptome an sich feststellt: Es könnte das und das sein. Ich könnte zum Beispiel zu dem und dem Arzt gehen und das abklären lassen. Einfach dieses Gefühl zu haben: Ich bin nicht falsch, das haben auch andere Menschen. Das kommt vor. Ich glaube, das ist ganz oft noch wichtiger, als jetzt eine kleine Übung zu bekommen.
B: Das stimmt. Ich höre auch ganz oft, dass diese Aussage: Du bist nicht allein, wenn Leute in den Kommentaren lesen, dass es anderen auch so geht, den Menschen enorm weiterhilft. Zu wissen, dass sie nicht allein sind, dass es anderen Menschen auch so geht und dass es vielleicht auch Menschen gibt, die es da herausgeschafft haben. Das ist auch noch eine Motivation. Dass man dann auch konkret sagen kann: Diese Symptome, die könnten gefährlich sein. Vielleicht solltest du das einmal beim Arzt abklären lassen. Das habe ich auch oft bei Zuschauerinnen von mir gehört, wenn die ein Video gesehen haben, dass die dann meinten: Oh, das war mir vorher gar nicht bewusst, dass das nicht normal ist. Die hatten diese Symptome wahrscheinlich schon jahrelang und haben das als normal angesehen, bis dann jemand kam, der gesagt hat: Das ist nicht normal, lasse das bitte abklären. Dann sind die zum Arzt gegangen, und es hat sich herausgestellt, dass es vielleicht wirklich eine Depression war, oder eine andere Diagnose. Deswegen finde ich, kann da Aufklärung auf Social Media wirklich sehr helfen, dass Leute wirklich zum Arzt gehen und das abklären lassen.
I: Das klingt auf jeden Fall nach einem großen Vorteil. Welche Themen finden denn jetzt Hörerinnen und Hörer bei dir, wenn sie neugierig geworden sind?
B: Bei mir findet man sehr viel bezüglich Traumafolgestörung, aber auch generell über das Thema traumatischer Erfahrungen in der Kindheit. Es ist nicht vorausgesetzt, dass man unbedingt eine Traumafolgestörung entwickelt, wie zum Beispiel eine posttraumatische Belastungsstörung. Ich bin der Auffassung, dass wir viele Dinge in der Kindheit erlebt haben, die wir vielleicht als normal angesehen haben, die uns aber im erwachsenen Alter heimholen, mit den typischen Symptomen, die viele haben: Wutausbrüche, die Gefühle nicht im Griff haben oder dissoziieren, dass der Geist sich vom Körper abspaltet. Das sind typische Reaktionen auf ein unverarbeitetes Trauma. Bei mir geht es ganz viel um Dinge, die in der Kindheit, in der Erziehung passiert sind, die Auswirkungen auf das Erwachsenenalter haben, und wie man diese Probleme auflösen kann.
I: Super! Wenn euch das anspricht, liebe Hörerinnen und Hörer, dann schaut auf dem Kanal von Sophie vorbei! Wenn man jetzt einmal sehr allgemein überlegt, was es alles für Möglichkeiten gibt, die einem im Internet und vor allem in den sozialen Netzen helfen können: Wie kann ich das zum Beispiel nutzen, um ganz gezielt meine körperliche Gesundheit zu fördern? Hast du da Ideen? Mir fallen jetzt spontan Fitness-Apps ein.
B: Fitness-Apps hätte ich jetzt auch gesagt. Ich mache tatsächlich, seitdem ich, glaube ich, 15 Jahre alt bin, immer Workouts mit YouTube-Videos. Das ist einfach cool. Du kannst es zu Hause machen, es ist umsonst, es macht Spaß, und du kannst dir das aussuchen, was du machen möchtest, was dir Spaß macht. Da gibt es ganz, ganz viele tolle Leute, die Fitnessvideos machen und Tipps geben. Auch bezüglich der Ernährung gibt es sehr viel Content auf Social Media oder YouTube. Da kann man sich auf jeden Fall sehr gut weiterbilden. Ansonsten wahrscheinlich sich auch mit Gleichgesinnten austauschen, die das gleiche Ziel verfolgen, und sich Tipps geben lassen. Das würde mir jetzt so spontan einfallen.
I: Das stimmt, das ist auch noch ein guter Punkt, dass man bei den Erfolgen anderer mitfiebern kann. Ich sehe das manchmal, Freunde von mir nutzen alle die gleiche Fitnessuhr, und dann sagt ihre Uhr ihnen, wenn jemand anderes gerade ein Workout abgeschlossen hat. Das motiviert sie dann wiederum. Sie denken dann beispielsweise: Meine Freundin Sara war heute schon joggen, dann muss ich jetzt auch noch einmal joggen. Das ist eine ganz coole Idee. Ich mache wie du auch schon seit Jahren mit YouTube Yoga und finde das ganz toll. Ich finde es hilfreich, wenn man vielleicht am Anfang einen Kurs gemacht hat, damit die Kursleiterin auch einmal schaut, ob ich die Sachen richtig mache, ob ich nicht in einer falschen Haltung bin. Gerade, wenn man es dann kann, man sich aber einfach alleine weniger aufraffen kann, finde ich jetzt supertoll, kurz vor dem Tablet oder dem Fernseher die Übungen zu machen.
B: Ja, das finde ich auch toll. Das kannst du immer machen. Du musst nicht extra ins Gym fahren, nicht die Sachen packen, sondern du ziehst einfach schnell Sportsachen an, machst den Laptop oder Fernseher an, und los geht es. Das finde ich auch immer sehr cool. Es ist für mich auf jeden Fall auch immer eine Option, wenn ich wirklich einmal keine Lust habe, ins Fitnessstudio zu fahren, oder wenn das gerade einmal geschlossen ist, dass man das dann machen kann. Ich habe tatsächlich auch ein Walking-Pad, was ich unter meinen Schreibtisch stelle, der ist höhenverstellbar. Dann laufe ich am Tag so fünf Kilometer, um meine Schritte hereinzukriegen, weil ich ansonsten fast den ganzen Tag nur am Schreibtisch sitzen würde. Das natürlich nicht gesundheitsfördernd, und ich merke das auch immer gleich in meinem Rücken, wenn ich mich nicht genug bewege. Von daher habe ich mir das angeschafft. Einen höhenverstellbaren Schreibtisch und ein Walking-Pad kann ich nur jedem empfehlen.
I: Coole Idee! Darüber denke ich einmal nach. Ich hatte schon des Öfteren so Fahrradfahr-Dinger unter dem Schreibtisch gesehen, aber etwas zum Laufen ist auf jeden Fall auch cool! Du sprachst eben auch schon ein bisschen die Ernährung an, da würde ich direkt gerne einmal einsteigen. So toll Social Media auch ist, ich weiß, dass es da zum Beispiel eine große Bubble, nenne ich es einmal, gibt, die negative Essgewohnheiten verstärkt. Dass man sich zum Beispiel, wenn man in die Richtung Magersucht geht, sogar noch gegenseitig hochstachelt, wer am dünnsten ist. Wie kann ich mich davor schützen, wenn ich vielleicht empfänglich dafür bin, meine eigene Ernährung irgendwie kritisch zu hinterfragen und anzupassen, wenn ich Bilder anderer sehe?
B: Das ist ein weit verbreitetes Problem, auch mit anderen Dingen, psychischen Störungen, auch Depression, dass man da vielleicht Content sieht, der einen noch weiter herunterzieht. Speziell beim Thema Ernährung ist das natürlich besonders extrem. Wenn man schon merkt, und das sage ich immer allen Menschen, dass einem etwas nicht guttut, dann sollte man es unterlassen. Das ist jetzt zwar nicht das Thema Ernährung, aber früher gab es noch ganz viele Bilder von Modeln, beispielsweise Victoria Secret Models, auf Instagram. Das hat mich selbst immer heruntergezogen, weil man natürlich immer angefangen hat, sich zu vergleichen. Warum sehe ich nicht so aus? Warum bin ich nicht so dünn, nicht so sportlich? Ich habe dann irgendwann für mich entschieden, dass mich das nicht weiterbringt und eigentlich nur herunterzieht. Deswegen bin ich solchen Accounts entfolgt, oder habe Social Media wirklich einmal für eine Woche gelöscht und mich nur auf mich konzentriert. Generell ist es, wenn man extreme Tendenzen zu einem ungesunden Essverhalten hat, natürlich immer hilfreich, sich professionelle Hilfe zu suchen. Wenn man selbst schon merkt, dass Dinge sich nicht positiv auf das Wohlbefinden auswirken, dann soll man wirklich versuchen, einen Cut zu machen und das zu unterlassen. Gerade im Fall von Magersüchtigen ist es häufig so, dass die auch wissen, dass ihnen das nicht guttut, solche Bilder zu sehen. Es fällt ihnen aber schwer, das zu unterlassen, denn irgendwie ist es auch etwas, was diese Krankheit noch aufrechterhält. Da gibt es so eine gewisse Distanz, und sie schaffen diese Balance dazwischen nicht. Deswegen ist es in solch extremen Fällen immer ratsam, sich da wirklich professionelle Hilfe zu suchen.
I: Das stimmt. Du sagtest gerade: Wenn man dann merkt, dass es einem nicht guttut. Das ist jetzt vielleicht eine ungewöhnliche Frage, aber woran merke ich überhaupt, ob mir etwas nicht guttut? Ich kenne es von mir, dass ich manchmal erst im Nachhinein checke, dass ich schlecht gelaunt bin, weil ich das und das gemacht habe. Ich verknüpfe das erst viel später, dass das eigentlich nicht gut war, was ich da gemacht habe.
B: Das ist häufig so und auch ganz normal, weil wir häufig in diesem Autopiloten-Modus leben, dass wir Dinge ganz automatisch machen und gar nicht viel reflektieren und darüber nachdenken, warum wir das machen, welches Bedürfnis wir damit stillen wollen und wie es uns danach geht. Man ist zum Beispiel in der Verhaltenstherapie auch ganz präsent und schaut immer: In diesem einen Moment ging es dir schlecht, was hast du denn davor gemacht? Wenn ich merke, dass es mir schlecht geht, sollte ich gleich überlegen, was ich gerade getan habe, das meine Stimmung so hat umkippen lassen. Dann wird einem meistens bewusst: Ah, okay, ich habe mir wieder diese Bilder angeschaut oder das durchgelesen, und das hat dafür gesorgt, dass ich mich jetzt so schlecht fühle. Es ist auf jeden Fall ganz wichtig, dass man da diese Verknüpfung herstellt.
I: Das ist auf jeden Fall ein sehr guter Punkt. Wie sieht es denn generell aus, wenn ich zum Beispiel darüber nachdenke, mir eine Bildschirmsperre einzurichten. Für bestimmte Apps kann man ja sagen: Ich limitiere die. Oder ich limitiere generell meine Handyzeit. Kann so etwas die Lösung für ein Problem sein, oder verschiebt es das vielleicht nur?
B: Es kann auf jeden Fall Symptome lindern, aber es löst nicht das Problem an sich. Das ist genau wie Antidepressiva bei Depressionen. Das lindert die Symptome, aber es löst nicht das Problem. Wenn man extrem dazu neigt, sehr viel am Handy zu sitzen, und merkt, dass das wirklich einen negativen Effekt hat, dann finde ich das eine sehr gute Sache, sich so eine Screen Time einzurichten. Das zeigt auch wirklich Stärke, so etwas durchzuziehen. Ich habe das zum Beispiel noch nicht geschafft, weil ich auch noch sehr viel am Handy arbeite. Ich habe mich noch nicht dazu überwinden können, diese Screen Time einzurichten, aber das sollte ich vielleicht einmal tun. Ich nehme mir das einmal vor. Es kann auf jeden Fall Symptome lindern, aber man muss natürlich dann tiefer schauen, genauer hinschauen, wo eigentlich das Problem liegt, damit man es dann auch langfristig lösen kann.
I: Bei mir klappt das mit der Bildschirmsperre auch nicht immer, weil ich die Apps teilweise auch beruflich nutze. Es hält mich dann nicht davon ab, beispielsweise einfach noch mehr durch Instagram zu scrollen. Deswegen gehe ich ganz oft mit einer gezielten Intention in die App. Zum Beispiel: Ich muss der und der Person in der Instagram-Nachricht antworten. Damit ich da nicht eine halbe Stunde einfach weiterscrolle, nehme ich mir, bevor ich die Nachricht beantworte, etwas in die Hand, beispielsweise einen kleinen roten Ball. Wenn ich dann die Aufgabe erledigt habe und immer noch diesen Ball in der Hand halte, aber eigentlich schon herumscrolle, dann fällt mir das nach fünf Minuten auf, und ich denke: Warte mal, ich habe diesen roten Ball in der Hand. Warum habe ich den eigentlich in der Hand? Und dann fällt mir ein: Ach ja! Du wolltest eigentlich nur der und der Person antworten. Das hast du gemacht, jetzt musst du aber die App auch wieder beenden. Vielleicht hilft das auch noch jemandem.
B: Das ist ja eine gute Methode! Das habe ich noch nie gehört, das muss ich auf jeden Fall einmal probieren.
I: Wenn jetzt jemand sagt: Okay, die Theorie ist schön und gut, aber ich würde sehr gerne meine Stimmung und vielleicht auch mein Selbstwertgefühl so stärken, dass ich, egal, was ich da sehe, ein bisschen mehr in mir ruhe und mehr denke: _Ja, dann sieht die Person halt so aus, und ich sehe so aus, wie ich aussehe. Hast du vielleicht eine kleine Übung für uns?
B: Ich hatte tatsächlich auch früher dieses Problem. Das war, wie ich schon erzählt habe, in dieser Zeit, wo so viele Models auf Instagram unterwegs waren. Was mir total geholfen hat, war der Gedanke, das habe ich, glaube ich, auch eben schon erwähnt, dass Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt. Nur weil ich die Person schön finde, heißt das nicht, dass alle Menschen die Person schön finden. Nur weil ich mich selbst nicht schön finde, gibt es bestimmt trotzdem 100.000 Menschen, die zu mir sagen, dass ich sehr hübsch bin. Das hat mir extrem geholfen, zu verstehen, dass es einfach eine Geschmackssache ist, und dass es vor allem mich selbst nicht weiterbringt, wenn ich mich vergleiche. Du kannst dich nicht weiterentwickeln, du kannst dich nicht verbessern, wenn du ständig darauf fokussiert bist, was andere können und wie toll andere aussehen, anstatt dich auf das zu fokussieren, was du kontrollieren kannst. Wir können letztendlich nur das kontrollieren, was wir selbst tun. Wir können nicht kontrollieren, wie eine andere Person aussieht, wie viel Sport sie macht oder was sie ist. Das liegt nicht innerhalb unserer Kontrolle.
B: Menschen möchten immer gerne alles kontrollieren, aber das geht natürlich nicht. Deswegen sollte man auf jeden Fall versuchen, den Fokus auf die Dinge zu richten, die man kontrollieren kann. Das sind meistens die Dinge, die man selbst tut, die man tut, damit man sich selbst etwas Gutes tut, sich wohlfühlt in seinem Körper. Das ist natürlich eine Reise, das geht nicht von heute auf morgen. Was mir auch geholfen hat, waren positive Affirmationen oder Journaling, also ein Tagebuch zu schreiben. Ich habe ich mir jeden Morgen fünf Minuten Zeit genommen und in mein Tagebuch geschrieben, was ich mir für den Tag vorgenommen habe und wofür ich dankbar bin, so ein ganz klassisches Dankbarkeitstagebuch. Dazu kam auch noch auch eine positive Affirmation, zum Beispiel: Ich bin wertvoll, auch wenn ich heute nicht alle meine To-dos schaffe. Wichtig ist, dass es immer etwas ist, woran man auch selbst glaubt. Wenn ich mir sage: Ich bin ein reicher Mensch, was man natürlich auffassen kann, wie man will, aber wenn man reich im Sinne von viel Geld versteht, und das letztendlich gar nicht stimmt, dann kann ich meinen Verstand natürlich nicht veräppeln und diese Affirmation glauben. Sie wirkt dann auch nicht. Es muss letztendlich wirklich etwas sein, woran ich auch glaube. Das sollte ich mehrere Tage durchziehen, bis es sich tief in mich hereingesetzt hat, dass ich dann auch wirklich verstanden habe: Das ist ein neuer Glaubenssatz von mir ist, dann kann ich jetzt weitergehen.
I: Das stimmt, das sind auf jeden Fall sehr gute Tipps gewesen. Wenn man vielleicht nicht daran denkt, das umzusetzen, könnte man sich zum Beispiel eine kleine Haftnotiz an den Spiegel machen, worauf ein netter Spruch steht, den man sich dann selbst sagt, wenn man ohnehin in den Spiegel schaut. Oder man bindet sich ein Armband oder ein Zopfgummi um, sodass man immer, wenn man das sieht, weiß: Ich könnte mir wieder eine positive Affirmation sagen. Man muss natürlich immer schauen, ob das was für einen ist. Ich kenne Leute, für die klappt das mit den positiven Affirmationen zum Beispiel richtig gut. Ich bin eher der Journaling-Typ. Da muss man, glaube ich, einfach schauen, was zu einem selbst passt.
B: Ja, das stimmt. Das muss man einfach ausprobieren. Es gibt ja auch keine Methode, die für alle funktioniert. Das ist genauso wie in der Psychotherapie. Da werden auch nicht immer ein und dieselben Methoden und Strategien bei jedem Menschen angewendet. Da muss man immer individuell schauen, was für einen funktioniert und was nicht.
I: Genau, wir sind alle ganz individuell. Eine Sache hatte ich noch zu dem, was du gerade sagtest, dass jeder von uns anders ist und auch Geschmack immer im Auge des Betrachters liegt, ob man jemanden schön findet. Das wissen wir im Grunde alle. Ich habe einmal einen Tipp bekommen, der mir geholfen hat: Wenn ihr irgendetwas sehr, sehr liebt, beispielsweise ein Buch oder einen Film, dann geht einmal auf eine große Internet-Plattform, wo man dies bewerten kann, und schaut euch die Bewertungen an. Es wird trotzdem ganz viele Leute geben, bei mir war es zum Beispiel mit einem Harry Potter Buch so, die das Buch trotzdem zerreißen. Da merke ich dann: Krass! Ich liebe dieses Buch, es gibt aber Leute, die das zerreißen. Das hat mir noch einmal sehr gezeigt, wie stark es wirklich Geschmackssache ist.
B: Das stimmt. Das ist auf jeden Fall auch ein sehr guter Tipp.
I: Dann würde ich sagen, hatten wir doch hier einen schönen Rundumschlag zum Thema Social Media. Gibt es etwas, was du unseren Hörerinnen und Hörern zum Abschluss noch mitgeben möchtest?
B: Weise Worte zum Abschluss. Was ihr aus dieser Podcastfolge mitnehmen könnt: Versucht wirklich, eure Screen Time am Handy zu limitieren. Experten sagen, maximal 30 Minuten auf Social Media am Tag. Da könnt ihr spezielle Apps nutzen, die euch dann sagen: Jetzt ist Schluss, jetzt widmest du dich bitte lieber anderen Sachen. Das könnt ihr mitnehmen. Denkt auch daran, euch auf etwas zu fokussieren, was ihr kontrollieren könnt. Schönheit liegt im Auge des Betrachters und ist Geschmackssache. Wenn ihr Social Media nutzt, dann achtet darauf, dass ihr dort Dinge tut, die euch selbst guttun. Verknüpft euch mit Freunden, lernt neue Leute kennen oder findet Communitys oder ausgefallene Interessen und Hobbys. Wenn ihr merkt, dass es irgendetwas gibt, was euch nicht guttut, dann entfolgt diesen Menschen, sperrt oder blockiert die. Versucht, euch davon ein bisschen zu distanzieren.
I: Wenn du auch noch Tipps für einen guten Umgang mit den sozialen Netzwerken hast, teile ihn doch gerne unter unserem Instagram-Post bei der Audi BKK. Wenn dir die Folge gefallen hat, freuen wir uns wie immer sehr, wenn du sie weiterempfiehlst und uns ein Abo dalässt, damit du benachrichtigt wirst, wenn es weitergeht. Ansonsten heißt es in einem Monat wieder: Zeit für Von Achtsam bis Zuckerfrei, deinem Gesundheitspodcast der Audi BKK. Mache es gut und bleibe gesund!