Ausgabe I.2021

GKV und Gesundheitsfonds schließen 2020 mit hohem Defizit ab

Nach vorläufigen Zahlen hat die GKV das vergangene Jahr mit einem Defizit von etwa 2,7 Milliarden Euro abgeschlossen. Für die einzelnen Kassenarten ergibt sich folgendes, geschätztes Defizit für das abgelaufene Geschäftsjahr:
 

Ersatzkassen ca. 1,1 Milliarden Euro 39,11 Euro pro Versicherten
AOK ca. 1 Milliarde Euro 36,94 Euro pro Versicherten
Innungskrankenkassen ca. 250 Millionen Euro 49,20 Euro pro Versicherten
BKK-System ca. 234 Millionen Euro 21,33 Euro pro Versicherten
Knappschaft ca. 138 Millionen Euro 90,15 Euro pro Versicherten

Im ersten Halbjahr 2020 erzielte die GKV, auch aufgrund der Pandemie und der dadurch verminderten Leistungsausgaben, noch einen Überschuss der Einnahmen von annähernd 1,3 Milliarden Euro. Im dritten Quartal 2020 folgte dann ein Überschuss der Ausgaben in Höhe von 3 Milliarden Euro und im letzten Quartal 2020 stieg das Defizit um eine weitere Milliarde. Ein Großteil der Mehrausgaben ist dabei auf die von Gesundheitsminister Jens Spahn umgesetzten Reformen zurückzuführen, die im Zeitraum von 2019 bis 2022 rund 33 Milliarden Euro Mehrausgaben bei den gesetzlichen Krankenkassen verursachen.

Der Gesundheitsfonds verbuchte 2020 ein Defizit von 3,49 Milliarden Euro. 2019 lag er noch mit 550 Millionen Euro im Plus. Das Defizit des Gesundheitsfonds ist laut des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) auf konjunkturbedingte Mindereinnahmen und Ausgleichszahlungen an Leistungserbringer zurückzuführen, die nicht vom Bund ausgeglichen wurden. Insgesamt wurden rund 12,2 Milliarden Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Bekämpfung der Pandemie bereitgestellt, der Bund hat davon 9,9 Milliarden Euro erstattet.

Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds hat sich 2020 im Vergleich zum Vorjahr auf nun 5,9 Milliarden Euro (Stand: 15. Januar 2021) annähernd halbiert. Die endgültigen Finanzergebnisse der Krankenkassen werden Mitte Juni 2021 veröffentlicht.

Übersicht Anpassung Zusatzbeiträge und Fusionen

Erwartungsgemäß haben zahlreiche Krankenkassen zum Jahreswechsel ihren Zusatzbeitrag angepasst. Eine aktuelle Übersicht finden Sie im Klappentext. Lediglich zwei Kassen (BKK Herkules von 2,2 auf 1,7 Prozent sowie die BKK Karl Mayer von 1,9 auf 1,5 Prozent) haben ihren Beitrag gesenkt, 40 Kassen hoben ihren individuellen Zusatzbeitrag an. 60 Kassen ließen ihren Beitragssatz unverändert. Der durchschnittliche Beitragsanstieg aller Kassen, die ihren Zusatzbeitrag anhoben, beträgt 0,38 Prozent.

Die Beitragsanpassung der Audi BKK zum Jahreswechsel entspricht damit der allgemeinen Größenordnung. Allerdings behalten unsere Kundinnen und Kunden weiterhin einen Beitragsvorteil, da unser Zusatzbeitrag mit 1,1 Prozent unter dem Durchschnitt der Gesetzlichen Krankenversicherung von 1,3 Prozent liegt.

Zum Jahreswechsel vollzogen folgende Kassen ihre angekündigten Fusionen, wodurch die Anzahl der Krankenkassen auf 103 (und ab dem 1. Juli 2021 auf 102) sinkt:

  • Schwenninger Krankenkasse und atlas BKK ahlmann zur vivida bkk
  • BIG direkt gesund und actimonda zur BIG direkt gesund
  • Zum 1. Juli 2021 haben die VIACTIV und BKK Achenbach Buschhütten eine Fusion zur VIACTIV geplant.

Übersicht Zusatzbeiträge Krankenkassen

Standardimpfungen immer beliebter

Erste Analysen des Deutschen Apothekerverbandes auf Basis von Daten aus Apothekenrechenzentren gehen davon aus, dass im Jahr 2020 neben Grippeimpfstoffen auch deutlich mehr Vakzine gegen Pneumokokken und Gürtelrose (Herpes Zoster) verbraucht wurden. Alle drei Impfungen wurden voriges Jahr von der Ständigen Impfkommission für bestimmte Risikogruppen ganz besonders stark empfohlen. In absoluten Zahlen führen die Immunisierungen gegen Grippe, Keuchhusten, Gebärmutterhalskrebs, FSME, Masern und Pneumokokken die jährlichen Impfranglisten dauerhaft an. Laut Bundesvereinigung Deutscher Apotheker e.V. (ABDA) sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Impfstoffe im Jahr 2020 um 14,6 Prozent auf 1,722 Milliarden Euro gestiegen, bereits 2019 wurde ein Ausgabenplus von 16,4 Prozent auf 1,503 Milliarden Euro verzeichnet.